page-header
Christen in Indien haben viel unter Gewalt und Diskriminierung zu leiden – und sind damit oft völlig allein.
Anzeige

Mit seiner Frau, ihren beiden Kindern und seiner Mutter lebt Sukura in einem kleinen, abgelegenen Dorf in Indien. Sie sind die einzigen Christen in diesem Dorf, alle anderen sind entweder geflohen oder zum Hinduismus zurückgekehrt. Als Sukura eines Sonntagsmorgens mit seiner Familie ins zwölf Kilometer entlegene Nachbardorf pilgert, um einen Gottesdienst zu besuchen, bleibt seine Mutter allein zuhause und wird von den Bewohnern ihres Dorfes überfallen. Sie zerren die ältere Frau aus dem Haus, reißen ihr die Kleider vom Leib und schlagen sie tot. Ihre Leiche wird verbrannt. Als Sukura und seine Familie am nächsten Tag in ihr Heimatdorf zurückkommen, suchen sie nach der Mutter, bis ihnen schließlich berichtet wird, was vorgefallen ist.

Diese traurige Begebenheit beschreibt eindrücklich die Situation, in der Christen in Indien sich momentan befinden. Johann Bäcker, ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Open Doors, spricht in der aktuellen Ausgabe der Sendereihe Thema des Monats im ERF Süd über diese Bedrängnis der Christen in Indien. Es gibt eine ganze Reihe von Herausforderungen, mit denen Christen hier konfrontiert sind: Gewalt, Tod und Verfolgung. Wovor Christen in Indien sich aber besonders fürchten, ist das Problem der Einsamkeit und Isolation. Als ortsansässige Partner von Open Doors nach der Ermordung seiner Mutter zu Sukura kommen, um ihn und seine Familie zu trösten, ist das der erste und einzige Besuch, den sie bekommen. Das Schicksal von Sukura und seiner Familie ist in Indien leider nur eines von sehr vielen. In der „größten Demokratie der Welt“, wie das bevölkerungsreichste Land der Erde gern bezeichnet wird, Leben derzeit ungefähr 70 Millionen Christen - allerdings verstreut über ein riesiges Land, dessen Hauptreligion der Hinduismus ist.

Im letzten Berichtsjahr des Weltverfolgungsindex von Open Doors wurden nicht weniger als 1.711 Christen wegen ihres Glaubens verhaftet, 75.000 erfuhren körperliche Gewalt und Todesdrohungen. Das sind allerdings nur die von Open Doors registrierten und nachweisbaren Fälle. Die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher. Jedes Mädchen, das in Indien Christ wird, muss damit rechnen, vergewaltigt und zwangsverheiratet zu werden. Leider ist damit zu rechnen, dass diese Situation der Christen in Indien in den kommenden Jahren noch schlimmer wird. Polizei und Staat schauen schon heute weg oder fördern diese Entwicklung sogar. Der seit dem Machtantritt des indischen Präsidenten Narendra Modi immer stärker gewordene indische Nationalismus propagiert, dass jeder Inder ein Hindu sein muss. Dadurch wird Nationalität untrennbar mit der Religion verbunden. Europäer mögen Indien als religiös tolerante Nation sehen, die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Religionsfreiheit in Indien gibt es nur auf dem Papier, nicht in der Praxis. Das betrifft vor allem die ländlichen Gebiete Indiens, wo der indische Nationalismus die Menschen zurück in das hinduistische Kastensystem treibt.

So wird christlichen Kindern in den Schulen z.B. die Teilnahme an hinduistischen Ritualen und Praktiken aufgezwungen. Wenn Eltern sich dagegen wehren, kommt es zu grausamer Diskriminierung der Kinder auf dem Schulhof und oft auch zu brutaler Gewalt gegen sie. Sogar öffentliche Aufrufe zu Gewalt im Internet oder sogar im öffentlichen Fernsehen sind nichts Ungewöhnliches. In manchen Regionen im Norden und Süden Indiens ist das Christentum durch die starken westlichen Einflüsse bis heute noch relativ etabliert. Wo das der Fall ist, ist es auf die wirtschaftliche oder humanitäre Stärke zurückzuführen, die das Christentum hervorbrachte und die dem Staat zu Gute kommt. Doch selbst hier ist die Lage der Christen in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Und trotzdem wächst die Zahl der Menschen, die an Jesus Christus glauben in Indien kontinuierlich, wie auch die Zahl christlicher Gemeinden. Das von der Regierungspartei ausgegebene Ziel, dass es in Indien bis zum Jahr 2021 keine Christen mehr geben soll, ist kläglich gescheitert. Vor allem unter den „Dalits“, der sogenannten „Kaste der Unberührbaren“, wie die Ärmsten der Armen in Indien genannt werden, kommen immer mehr Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Viele von ihnen erleben durch ihren Glauben an Jesus eine Liebe und Annahme, wie sie es vorher noch nie in ihrem Leben erfahren haben. Diese Menschen leiden unter Armut und Krankheiten und wurden in Indien über Jahrhunderte nur ausgestoßen. Durch ihren Glauben an Jesus Christus erleben sie, wie Jesus sie auf wundersame Weise versorgt und heilt.

Als Christen in den Ländern Europas können wir für diese Menschen oft nur beten und mit unseren Spenden helfen. Hilfsorganisationen wie Open Doors helfen den Menschen vor Ort oder arbeiten mit ortsansässigen Christen zusammen. Näheres dazu hören Sie in der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ auf ERF Süd Radio, in ganz Österreich und in Südtirol auf DAB+ und im Webradio auf erfsued.com. Es ist der fünfte Teil der Serie „Warum werden Christen noch immer verfolgt?“. Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com