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Es erfordert viel Arbeit und Mühe, eine Beziehung langfristig zu erhalten.
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Beziehungsstörungen sind zumeist keine harmlosen Schwierigkeiten, sondern weisen auf eine tiefer liegende Problematik hin. Davon ist der bekannte Buchautor und Psychotherapeut Reinhold Ruthe, der auf eine langjährige Erfahrung in der Paar- und Familienberatung zurückblicken kann, überzeugt. In der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcasts von ERF Medien Südtirol gibt er Tipps, wie wir mit Beziehungsstörungen umgehen können und vor allem, was wir bereits vorbeugend dagegen tun können.

Beziehungsstörungen erben wir nämlich nicht, sondern wir trainieren sie uns an, genau wie wir uns auch andere Eigenschaften und Angewohnheiten antrainieren. Das geschieht z. B. im Umgang mit unseren Eltern, Geschwistern, Großeltern und anderen Beziehungspersonen. In gewisser Weise sind sie wie die Summe der Erfahrungen, die wir seit unserer frühsten Kindheit sammeln. Wer als Kind zum Beispiel die Erfahrung macht, dass es besser ist, alles für sich zu behalten, ist oft auch als Erwachsener vorsichtig und misstrauisch. Wir erleben als Kinder bestimmte Situationen und entwickeln daraus Konzepte, die wir für unser ganzes Leben übernehmen. Diese vom Kind übernommenen Verhaltensmuster können positiv oder negativ, konstruktiv oder destruktiv sein.

Ein Beispiel dafür ist die „erlernte Hilflosigkeit“. Das Kind bemerkt, dass es Ratgeber und Helfer findet, wenn es sich möglichst hilflos zeigt. Das übernimmt das Kind und überträgt es in sein Erwachsenenleben, wo es dann allerdings zu großen Problemen führen kann. Es gibt auch Menschen, die immer nur lächeln und positiv durchs Leben gehen und dadurch Zuneigung und Beliebtheit gewinnen. Auch das ist zumeist nur aus der Kindheit übernommen. Solche Menschen weichen gern Konflikten aus, verheimlichen ihr wirkliches Innenleben und überspielen ihre wahren Gefühle. Alle diese Verhaltensweisen werden oft sehr früh erlernt und prägen uns bis in das Erwachsenenalter hinein. Wenn wir etwas daran ändern wollen, müssen wir den Mut haben, aus diesen Mustern auszubrechen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn diese angelernten Verhaltensweisen uns selbst und unseren Beziehungen schaden.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass harmonische Elternhäuser die beste Grundlage für die Beziehungsfähigkeit unserer Kinder sind. Denn auch Partnerschaftsfähigkeit wird erlernt, wenn man sie in seiner Kindheit erlebt und erfährt. Kinder nehmen wahr, wie Vater und Mutter miteinander umgehen, wie sie Konflikte lösen und füreinander da sind. Wo immer sie das sehen, können sie daraus lernen und später auch selbst damit umgehen. Auf diese Weise werden Kinder am besten beziehungsfähig.

Die Familientherapeutin Virginia Satir sagte einmal: „Eltern sind die Architekten der Familie.“ Kinder werden partnerschaftsfähig, wenn sie Gleichwertigkeit erfahren. Es muss deutlich werden, dass jeder in der Familie vor Gott den gleichen Wert hat, ganz unabhängig davon, wer er ist und was er leistet. Menschen, die diese Gleichwertigkeit unabhängig von Bildungsgrad, Geschlecht und Hautfarbe nicht ausleben, stellen sich der Beziehungsfähigkeit ihrer Kinder in den Weg.

Ein echtes Übel für unzählige Partnerschaften ist, wenn wir uns schon früh ein klares Bild von unserem Partner machen und mit dieser „vorgefertigten Meinung“ dann in unsere Partnerschaft oder unsere Ehe gehen, wo das unrealistische Bild sehr schnell auf dem Boden der Realität zerschellt. Wer das Produkt seiner Phantasie mehr liebt als seinen Partner, der darf sich wundern, wenn er enttäuscht wird. Liebe heißt, den anderen so zu lieben, wie er ist, nicht wie ich ihn gerne hätte. Was echte Liebe ist, können wir von Jesus Christus lernen. Er liebt uns bedingungslos, sagt „ja“ zu jedem von uns ja und lässt uns unsere Entscheidungsfreiheit. Durch diese Liebe gewinnen wir Kraft und Motivation – und sind aufgrund dieser Liebe dann auch bereit, neue Menschen zu werden.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der fünfte Teil einer Reihe zum Thema „Duett statt Duell“ mit Reinhold Ruthe im ERF Südtirol.