Mitten in der Nacht schleicht sich ein gebildeter, frommer Mann durch die Straßen Jerusalems. Er will auf keinen Fall gesehen werden, denn was er vorhat, könnte seinen Ruf ruinieren. Doch es ist ihm wichtig; zu viele Fragen treiben ihn um. Der Mann, von dem hier die Rede ist, war Nikodemus. Wir lesen im dritten Kapitel des Johannesevangeliums von ihm. Er suchte das Gespräch mit Jesus, obwohl er zu den führenden Männern des jüdischen Volkes gehörte, die Jesus eigentlich sehr kritisch gegenüberstanden. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass er nicht tagsüber zu Jesus kam, sondern nachts. Jesus nahm sich Zeit für ihn und sie führten ein intensives Gespräch miteinander. Sie sprachen über das ewige Leben und das Wesen des Heiligen Geistes.
Richard Kriese, erfahrener Seelsorger, Referent des ERF und Buchautor, spricht in der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcasts ebenfalls über das Wirken und den Charakter des Heiligen Geistes. So beantwortet er z. B. auch die Frage, was es bedeutet, dass der Heilige Geist in diesem Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus mit dem Wind verglichen wird. Als es um die Erschaffung des Menschen ging, so heißt es in der Bibel, hauchte Gott, der Schöpfer, dem Menschen seinen Atem ein. Dieses Wort „Hauch“ wird in der Bibel für den Heiligen Geist verwendet. Heißt das nicht, dass der Mensch geschaffen wurde, um den Geist Gottes in sich zu tragen, um von Gott erfüllt zu sein und in seinem Sinne zu denken und zu handeln?
Wir wissen, der Mensch wollte selbst wie Gott sein und erhob sich in seiner Hybris gegen Gott und gegen seine Gebote. Deshalb war er fortan auch nicht mehr „erfüllt“ vom Heiligen Geist, sondern auf sich allein gestellt und fühlte sich daraufhin auch unsicher und „leer“. Diese innere Leere und Orientierungslosigkeit empfinden viele Menschen auch heute noch. Augustinus, der bekannte Philosoph des 4. Jahrhunderts, brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Gott.“ Wahre Erfüllung finden Menschen eben erst in dem Moment, in dem sie zurückkehren zu Gott. In diesem Moment kommt dann auch wieder der Geist Gottes in das Herz eines Menschen. Die Ruhe und den Frieden, den der Heilige Geist mit sich bringt und den ein Mensch dann empfindet, kann in nichts auf dieser Welt gefunden werden als nur in Gott, der uns mit seinem Geist beschenkt und erfüllt. Voraussetzung dafür ist, dass wir Jesus Christus vertrauen und ihm glauben. Er allein vermag uns unsere Schuld zu vergeben und neues Leben zu schenken, das ewig bleibt.
Wie Richard Kriese in seinen Vorträgen ausführt, kann das Wort „Geist“ auch mit „Duft“ übersetzt werden. Das beschreibt, wie der Heilige Geist im Leben eines Christen wirkt. Er verändert uns so, dass unser Leben und Handeln in unserer Umwelt positiv auffallen. Im Idealfall nehmen unsere Mitmenschen wahr, wie ausgeglichen und von Liebe erfüllt die Menschen sind, die sich Jesus Christus anvertrauen. Das alles bewirkt der Heiligen Geist. Er schenkt uns eine neue „Gesinnung“. Wir sind nicht länger nur darauf aus, uns egoistisch und rücksichtslos selbst zu verwirklichen, sondern können von nun an das Wohl des anderen sehen. Jesus war bereit, sich für das Heil der Menschen einzusetzen und starb sogar für uns, als wir noch seine Feinde waren, ließ sich kreuzigen und erniedrigen. Aber Gott, der Vater, erhöhte ihn und gab ihm die Macht über Leben und Tod. Menschen, die Jesus Christus vertrauen, orientieren sich an Jesus, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,2), wie die Bibel ihn nennt. Jesus suchte nicht seine Ehre, sondern die Ehre Gottes, des Vaters. Seine innige Beziehung zu seinem Vater im Himmel kam in all seinem Handeln zum Ausdruck, sei es durch das Gebet oder durch sein Wirken. Er wies auch immer wieder darauf hin, dass alles, was er tat, im Einklang mit dem Willen seines Vaters im Himmel stand. Wer sich für ein Leben mit Gott, seinem Schöpfer, entscheidet und sich ihm zuwendet, der wird sich Jesus Christus als Vorbild nehmen. Er wird aber auch erfahren, wie der Heilige Geist ihn verändert und erneuert und zu einem Leben zu Gottes Ehre befähigt. Denn wie Jesus vom Heiligen Geist erfüllt war, so sollen auch wir zu unserer wahren Bestimmung finden und vom Heiligen Geist erfüllt werden, um eines Tages in ewiger Freude mit Gott zu leben.
Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der vierte Teil einer Reihe zum Thema „Pfingsten und seine Folgen“ mit Richard Kriese im ERF Südtirol.