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Wer entscheidet über Gut und Böse, wenn christliche Werte nicht mehr zählen?
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„Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt.“ Dieser Satz des russischen Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski wird von Atheisten immer wieder belächelt, trägt aber doch mehr Wahrheit in sich, als uns vielleicht lieb ist. Denn wer bestimmt, was Gut und Böse ist, wenn Gott und sein Wort, die Bibel, als normgebende Instanz wegfallen? Seit der Aufklärung wehren sich die Menschen in Europa dagegen, dass sie von der Religion vorgeschrieben bekommen, wie sie sich verhalten sollen.

Kurt Schneck, der Referent des neuen Thema-des-Monats-Podcast vom ERF Medien Südtirol, sagt, dass in einer Gesellschaft, in der der christliche Glaube immer mehr an Bedeutung verliert, letztlich die individuelle Vernunft zur normgebenden Instanz wird. Das Problem dabei ist nur, dass Gut und Böse dadurch relativ werden. Jeder kann im Grunde seine eigene Sicht haben, welche Handlungen moralisch oder unmoralisch sind. Das wird auch deshalb zum Problem, weil der eine vielleicht um das Allgemeinwohl besorgt ist, während der andere sich vielleicht nur um seine Familie kümmert, wieder ein anderer ist als Hedonist vielleicht nur daran interessiert, was ihm gefällt oder Freude macht. Wer von diesen verschiedenen Menschen sieht die Dinge richtig? Wenn es keine verbindlichen Werte mehr gäbe, wäre das eine wichtige Frage, die sich uns glücklicherweise noch immer nicht stellt.

Aber es gibt noch einen ganz anderen Bereich zu berücksichtigen. Es gibt nämlich Kulturen, die z. B. Heuchelei oder Verrat als eine geradezu erstrebenswerte Verhaltensweise ansehen, der Volksstamm der Sawi in Papua-Neuguinea wäre ein solches Beispiel. Sollten wir einen solchen Volksstamm nun gleichsetzen mit unseren hochkultivierten Gesellschaften? Wäre das nicht fatal? Geradezu irrsinnig? Sicher. Doch auch eine solche Frage würde sich stellen, wenn wir keine normativen Werte mehr anerkennen. Wenn jeder für sich entscheiden kann, welche Werte und Lebensgrundsätze zählen, wäre es die logische Konsequenz. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns die Frage stellen, wo Europa hinsteuert, wenn es die verbindlichen Werte des Christentums verlässt und immer mehr beginnt sich eigene Werte zu geben.

Werte befinden sich im Wandel, das ist klar. Vieles wird heute anders gesehen und gelebt als noch vor Jahren. Aber das sind ist eine völlig andere Frage. Wichtig sind die Grundwerte, an die wir uns orientieren. Wenn diese Grundwerte fehlen oder auch nur unklar definiert sind, stellt das eine Gefahr für jede Gesellschaft, für jedes Zusammenleben dar. Feststehende Werte hingegen geben uns Orientierung- und Entscheidungshilfen. Einem Menschen, dem alle Möglichkeiten offenstehen, dem nichts und niemand begrenzt, wird sein Leben deshalb nicht leichter gemacht. Ganz im Gegenteil. Es wird wesentlich anstrengender. Wer immer nur das tut, was ihm gefällt, ist deshalb noch lange nicht frei, im Gegenteil, ein solches Leben kann zu einer Qual werden. Das wissen wir aus vielen Beispielen.   

Im Grunde kann weder eine Gesellschaft noch ein Staat, nicht einmal ein Verein ohne Regeln und Gesetze bzw. Statuten auskommen. Menschliches Zusammenleben braucht Strukturen und Ordnungen, an die der einzelne sich halten kann. Wenn jeder tut, was ihm gefällt, ist das für eine Gesellschaft auf Dauer unmöglich. Die Gesetzgebung unserer europäischen Länder funktioniert, weil sie noch immer auf Ordnungen gegründet ist, die auf den Geboten der Bibel beruhen und deshalb ein sicheres Fundament bieten. Wenn es jedoch, wie Fjodor Dostojewski in seinem berühmten Roman „Die Brüder Karamasov“ sagt „keinen Gott mehr gibt, dann ist alles erlaubt.“ Gottes Gesetze sind nicht einengend, sie verhelfen uns vielmehr zu einem erfüllten und friedvollen Leben, zu gut funktionierenden Gesellschaften und zu einem Zusammenleben, wie wir es kennen. Wer das leichtfertig aufgibt, der sollte sich zuerst Gedanken darüber machen, was dann kommt.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der dritte Teil einer Reihe zum Thema „Europa ohne Gott - Was bleibt von Europa, wenn das Christentum verschwindet?“ mit Kurt Schneck im ERF Südtirol.