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Welche Position wir in unserer Familie einnehmen, spielt eine große Rolle für unser Erwachsenenleben.
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In einem Haushalt mit vielen Kindern kann es schonmal hoch her gehen – und vielleicht geht es besonders hoch her, wenn die meisten der Kinder Jungen sind. Obwohl man eigentlich zu einer Familie gehört und ähnlich aufwächst, kann es da schon mal zu Reibereien und Machtkämpfen kommen, zum Beispiel wenn sich einige ungerecht behandelt oder benachteiligt vorkommen. Die Familie von Jakob kann ein Lied davon singen. Der Vater hat unter seinen zwölf Söhnen einen Lieblingssohn: Josef. Klar, dass es zu Eifersucht kommt, dass die jungen Männer den verhassten Bruder nur noch loswerden wollen. Und tatsächlich schaffen sie es, sich seiner auf grausame Weise zu entledigen. Er wird ganz einfach als Sklave nach Ägypten verkauft. Sie belügen den Vater und müssen fortan immer mit einem furchtbar schlechten Gewissen Leben. Wie sollen sie ihrem Vater jemals wieder in die Augen sehen können? Diese packende Begebenheit, von der uns die Bibel im ersten Buch Mose berichtet, beschönigt keineswegs, wie düster und voller Hass es auch innerhalb von Familien aussehen kann.

Auch wenn es in unseren Familien nicht zum „Verkauf“ von Geschwistern kommt, wissen doch viele nur zu gut, dass Familienleben oft alles andere als harmonisch ist. Neid, Eifersucht, Mobbing, Bevorzugung, Verpetzen, Intrigen; alles kommt vor, oft auch noch, wenn Kinder längst erwachsen und aus dem Haus sind. Da wird darum gestritten, wer sich um die pflegebedürftigen Eltern zu kümmern hat, wer das Haus erbt und wer es beruflich am weitesten gebracht hat.

Ehe- und Familienberaterin Katharina Schmidt hat immer wieder mit solchen Fällen zu tun. In der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcasts des ERF Südtirol berichtet sie davon, wie die Geschwisterkonstellation, in der wir aufwachsen, unseren Charakter und deshalb auch unser Leben als Erwachsener prägt. So erlernt das älteste Kind oft Struktur und Verantwortungsbewusstsein, während sich die mittleren Kinder häufig ausprobieren und kreative Wege finden müssen, um sich einen Platz und eine Stellung in der Familie zu erarbeiten, oder auch zu erkämpfen. Das jüngste Kind hingegen bekommt oft von allen Seiten Hilfe und Aufmerksamkeit. Das ist zunächst schön, bereitet aber nicht unbedingt auf ein selbstständiges Leben als Erwachsener vor. So schleppt jeder Mensch seine Erfahrungen aus der Kindheit mit sich herum – und selbst wenn es in der Familie harmonisch und liebevoll zuging und die Beziehungen nicht wie in der biblischen Geschichte bei Jakob von Eifersucht und Hass geprägt sind, kann uns unsere Prägung manchmal das Leben schwer machen.

Die Ereignisse, die sich bei Jakob und seinen Söhnen abgespielt haben, malen uns vor Augen, welche Fehler man bei der Erziehung machen kann. Trotzdem ist diese Geschichte unglaublich ermutigend. Schließlich dürfen wir erfahren, dass Gott selbst aus einer so unglaublich vertrackten und düsteren Situation noch etwas Gutes machen kann. Er sorgt dafür, dass die elf Brüder dem verhassten und längst tot geglaubten Liebling des Vaters wieder begegnen. Was Jahre zuvor unvorstellbar war, macht Gott möglich: Die Brüder versöhnen sich und die Familie wächst wieder zusammen. Was Gott damals konnte, kann er auch heute noch in unseren Familien und Beziehungen bewirken. Wo wir mitten in einer Krise stecken, weil Eltern-, Geschwister- oder auch andere Beziehungen einfach nicht gelingen, da wartet Gott nur darauf, dass wir ihm unsere Sorgen bringen. Er kann viel mehr heilen und reparieren, als wir uns je erträumen können. Selbst in den größten Schwierigkeiten hat er stets einen guten Plan mit uns. So lautet auch Josefs Fazit über sein Leben und den Racheakt seiner Brüder, von dem wir in 1. Mose 50,20 lesen: „Ihr hattet Böses mit mir vor, aber Gott hat es zum Guten gewendet; denn er wollte auf diese Weise vielen Menschen das Leben retten. Das war sein Plan, und so ist es geschehen.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der dritte Teil einer Reihe zum Thema „Krisen als Chancen nutzen“ mit Katharina Schmidt im ERF Südtirol.