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Tabus und Schamlosigkeit können gleichermaßen schaden. Professor Ulrich Giesekus erklärt den richtigen Umgang damit.
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Wenn in Talkshows die intimsten Familienprobleme diskutiert werden und bei Instagram jeder Lebensbereich öffentlich zur Schau gestellt wird, zeigt sich daran, dass in unserer Gesellschaft der Trend zur Selbstdarstellung und -inszenierung so zugenommen hat, dass es schier keine Grenzen mehr gibt. Was bei Teenagern eine normale Ausdrucksweise ihrer Entwicklung zu sein scheint, ist längst etwas geworden, das unsere ganze Gesellschaft prägt. Wir kennen unsere wahre Identität nicht, wissen nicht wer wir sind und wofür wir geschaffen wurden – aber wir tragen teure Marken, posten Fotos von beeindruckenden Urlaubsorten und Hotels und lassen alle Welt unseren Beziehungsstatus wissen. Es kommt zu Mobbing und Demütigungen, bis hin zu psychischen Störungen und Erkrankungen, sodass die Deutsche Psychologen Vereinigung sogar eine eigene Arbeitsgruppe für sogenannte „Mediengeschädigte Menschen“ ins Leben gerufen hat. Intimität und Privatsphäre sind wichtig. Es ist wichtig, dass zwischen Ehepartnern, in der Familie und in Freundesgruppen eine Vertrauensbasis da ist, sodass man sich darauf verlassen kann, dass das was in diesem Rahmen geäußert wird, nicht weitererzählt wird.

Es muss für jeden Menschen auch Räume, Gruppen und Möglichkeiten geben, sich zu äußern und Konfliktthemen und persönliche Probleme anzusprechen. Das klare Benennen führt zu Befreiung und nimmt der Thematik die Schärfe. Insbesondere Christen tun sich oft schwer, Kritik zu äußern oder kontroverse Meinungen anzusprechen, weil sie glauben, Jesus in seiner Sanftmut nachahmen zu müssen und deshalb Konflikten aus dem Weg gehen. Prof. Ulrich Giesekus macht im aktuellen Thema-des-Monats-Podcast des ERF Südtirol deutlich, dass wir häufig ein ganz falsches Verständnis von Sanftmut haben. Aristoteles, der große Gelehrte der Antike, definierte Sanftmut als eine „gesunde Mitte zwischen Jähzorn und Verzagtheit“. Es geht bei Sanftmut natürlich um Geduld und Friedfertigkeit – aber eben auch um Klarheit und Eindeutigkeit. Jesus hat sich in all seiner Sanftmut niemals gescheut, Dinge klar beim Namen zu nennen.

In Jesus finden wir deshalb den richtigen und ausgewogenen Umgang von Intimität und Offenheit. Unangenehme Themen wurden bei ihm nicht verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt – trotzdem ist es bei ihm keineswegs nötig, sich zu profilieren oder gut darzustellen. In ihm finden wir unsere Identität. Wer Jesus Christus als seinen Retter angenommen hat, der darf in seinem Glauben auch seinen Selbstwert finden. Zu wissen, dass ich als ein Original von Gott geschaffen bin, ein Geschöpf Gottes, einzigartig, von ihm erdacht, das er bei seinem Namen ruft, das ist mit nichts anderem vergleichbar und letztlich nur über den Glauben an Jesus Christus erreichbar.

Näheres dazu im Podcast mit Ulrich Giesekus. Es ist der fünfte Teil einer Serie zum Thema des Monats „Miteinander reden – nur wie?“ des ERF Südtirol.