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Kommunikation ist lebensnotwendig – das zeigt sich nicht erst durch die Corona-Maßnahmen.
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War es auch Ihr Alltag? Keinerlei Kontakt zu Freunden oder Erkrankten, Arbeitsgespräche, wenn überhaupt, nur über Telefon oder Bildschirm? An Abenden und Wochenenden allein? - Im Grunde könnte das alles ja auch schön sein. Aber war es das? Vor allem für Menschen, die ohnehin alleine Leben, sicher nicht - denn Einsamkeit und Isolation ist auf Dauer nicht gut. Das zeigte sich nicht erst in diesen Wochen und Monaten des „Lockdown“. Nicht umsonst zählt Isolation oder Einzelhaft in Gefängnissen als Foltermethode. Als Menschen sind wir nun mal auf ein „Du“ angelegt, wie Martin Buber, der bekannte jüdische Philosoph, sagt. Wir brauchen ein Gegenüber, wir brauchen Austausch und Berührung – und wir brauchen Kommunikation in verschiedensten Formen.

Als Gott Adam, den ersten Menschen geschaffen hatte, war er damit zunächst nicht zufrieden. Deshalb lesen wir in der Bibel: „Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei …“ (1. Mose 2,18). Wir wissen, wie die Geschichte weiter geht. Gott schuf Eva und gab sie Adam als Frau, der sich darüber hocherfreut zeigte. Doch so wie es Adam erging, geht den Menschen es bis heute. Diejenigen, die gezwungen sind, alleine zu leben, leiden sehr oft darunter. Älteren Menschen geht es genauso. Kinder, die nicht beachtet werden, verwahrlosen. Wenn Waisenkinder jedoch Zuwendung bekommen, wenn mit ihnen kommuniziert wird, kann das sogar die Sterblichkeitsrate von Säuglingen minimieren.

Im aktuellen Thema-des-Monats-Podcast des ERF Südtirol kommt Prof. Dr. Ulrich Giesekus, Professor für Psychologie und Counceling an der Internationalen Hochschule Liebenzell darauf zu sprechen, dass das menschliche Gehirn darauf ausgerichtet ist, ein Gegenüber zu haben, mit dem Austausch stattfindet. Ohne Input und Output verkümmert unser Gehirn. Kaum ein Mensch ist in der Lage, sich die wirklich bedeutsamen Dinge des Lebens selbst klarzumachen. Wir brauchen z.B. immer wieder jemanden, der uns Mut macht oder uns erklärt, dass unsere Angst unberechtigt ist, nicht nur in Paniksituationen. Auch Selbstvertrauen und Selbstwert beziehen wir zu einem Großteil aus dem, was andere uns an Wertschätzung und Zuneigung entgegen bringen.

Kommunikation ist für uns Menschen also lebensnotwendig. „Man kann gar nicht – nicht kommunizieren.“, so lautet die wohl berühmteste Theorie des österreichischen Wissenschaftlers Paul Watzlawick. In diesem Satz ist im Grunde alles zusammengefasst, worum es geht, nämlich, dass wir als Menschen gar nicht anders können, als uns zu äußern. Durchschnittlich sprechen wir pro Tag 16.000 Worte. Aber es sind nicht allein die Worte, die unsere Kommunikation ausmachen, wir äußern uns auch durch Körpersprache, Gestik, Mimik, Laute – und sogar durch unser Schweigen. Ständig drücken wir uns aus - selbst durch unsere Kleidung oder unsere Frisur.

So gesehen müssten wir die reinsten „Profis“ im Kommunizieren sein – doch das ist leider nicht so. Denn wie oft kommt es zu Missverständnissen und Konflikten, gerade im Bereich unserer Kommunikation. Wie Heinrich von Kleist in einem seiner Werke sagt: „Es braucht nur zwei Füße, um zu stolpern.“ Ebenso könnte man auch sagen: „Es braucht nur Worte, um sich misszuverstehen.“ Wo Menschen miteinander reden, verstehen sie sich oft nicht oder falsch. Das ist sowohl im privaten, wie auch im gesellschaftlichen Leben so, in der Politik und auch im Arbeits- und Wirtschaftsleben. Das ist auch nicht erst der Fall, seit wir uns nur noch mit Masken begegnen. Deshalb veranschaulicht Prof. Ulrich Giesekus in seinem Vortrag an verschiedenen Beispielen, wie bereits ein einfacher Satz ganz unterschiedlich aufgenommen und verstanden werden kann. Gute Kommunikation will gelernt sein; die Vorträge der Thema-des-Monats-Reihe mit Prof. Dr. Ulrich Giesekus helfen uns dabei.

Näheres dazu im Podcast. Es ist der erste Teil einer Serie zum Thema „Miteinander reden – nur wie?“ im ERF Südtirol.