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Pfingstpastor Dmitry Shatrov aus St. Petersburg im Gespräch mit Jo Hoffmann von GLAUBE.at
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Der Pfingstpastor Dmitry Shatrov aus St. Petersburg hat als Bischof der Russischen Union Evangelikaler Christen weder Berührungsängste vor Begegnungen mit Christen anderer Konfession noch Furcht vor den Morddrohungen der Mafia. In der Vergangenheit war er Teil einer interreligiösen Delegation, die unter Federführung der Russisch-orthodoxen Kirche Hilfslieferungen nach Damaskus überbrachte. Jetzt betete er zusammen mit ukrainisch- und russischstämmigen Gläubigen beim 5. Internationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstück in Wien für Frieden und Versöhnung zwischen Russland und der Ukraine.

Shatrov war auf Einladung der ÖVP-Menschenrechtsprecherin Gudrun Kugler, der Organisatorin des Gebetsfrühstücks, nach Wien gereist. Im Interview mit Glaube.at zeigte er sich überrascht, welch starke „Gegenwart Gottes“ bei dem Gebetsfrühstück zu spüren war. „Der Heilige Geist ist am Wirken im Österreichischen Parlament“, fasst er seinen Eindruck zusammen. Eine Woche zuvor war der Pfingstpastor Teilnehmer des Gebetsfrühstücks im Deutschen Bundestag gewesen. Shatrov sieht eine fundamentale Bedeutung in der Vergebung und wies auf die letzten Worte Jesu am Kreuz hin. „Auch jetzt weiß die Welt nicht wirklich, was sie tut. Um Liebe zu Leben, ist Vergebung die grundlegende Anforderung. Liebe bedeutet auch Handeln, und dieses ist eng mit Vergebung verbunden.“ Und hier besteht auch der aktuelle Bezug zur gegenwärtigen Zeit: „Wenn wir Gott gefallen wollen, müssen wir Liebe und Vergebung üben. Russen und Ukrainer können einander näher kommen als es je der Fall war, wenn sie einander vergeben. Und zur Vergebung gibt es keine Alternative. Es ist ein großer Fehler, wenn Menschen glauben, durch Waffengewalt einen Sieg erreichen zu können.“ In diesem Sinn Brücken zu bauen und um Vergebung zu bitten, sieht Pastor Shatrov als seine persönliche Mission und Ausdruck seines Glaubens.

Das Parlamentarische Gebetsfrühstück 2022 stand unter dem Motto aus dem Philipperbrief „Und der Friede Gottes wird Eure Herzen bewahren.“ In vielen Wort- und Gebetsbeiträgen fand der Ukrainekrieg Erwähnung. So wies etwa David Beasley, Exekutivdirektor des UN-Welternährungsprogramms, das im Jahr 2020 unter seiner Leitung den Friedensnobelpreis erhalten hatte, auf die weltweiten katastrophalen Auswirkungen dieser Krise hin und warnte vor einer Verschlimmerung der Welternährungssituation in den nächsten 12-24 Monaten. „Wenn es eine Zeit gibt, in der man beten sollte, dann jetzt“, so Beasley.

Die russische Invasion in der Ukraine wurde in mehreren Beiträgen verurteilt. „Putins Krieg in der Ukraine richtet sich nicht allein gegen das Land und die Menschen dort. Er richtet sich gegen alle Werte und Überzeugungen, die uns als Gesellschaft in Europa ausmachen“, sagte Dorothee Martin, SPD-Abgeordnete im Deutschen Bundestag, in ihrem Grußwort. Gerechtigkeit sei die eigentliche Voraussetzung für Frieden. Daher dürfe Putin mit seinem „menschenverachtenden Krieg“ nicht durchkommen.

Besonders deutliche Wort fand auch Nicola Beer (FDP), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments in ihrer Videobotschaft. „Russland hat mit seinem brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine die europäische Friedensordnung aus den Angeln gehoben. Das darf nicht erfolgreich sein. Auch Glaube und Kirche sind keine Garantie für ein friedfertiges Handeln aller geistlichen Vertreter.“ Sie kritisierte in diesem Zusammenhang die Rolle des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, hob aber hervor, dass mutige russisch-orthodoxe Priester sich dafür einsetzten, „die Werte des Glaubens zu leben, auch im Widerstand gegen ihren religiösen Führer und die politischen Machthaber. Sie nehmen Verantwortung war – vor Menschen und vor allem vor Gott.“

Am 5. Internationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstück am 13. Juni 2022 in der Wiener Hofburg nahmen Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Parteien, hochrangige Vertreter von 17 Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie Gäste aus rund 30 Ländern teil, um gemeinsam um Frieden und ein gutes politisches Miteinander zu beten.