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Dritter Jahrestag der verheerenden Explosion vom 4. August 2020
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Am Freitag jährt sich die drittgrößte menschenverursachte Explosion der Weltgeschichte nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki: Die Hafenexplosion in Libanons Hauptstadt Beirut vom 4. August 2020, bei der 220 Menschen starben und mehr als 6.500 verletzt wurden: Drei Jahre nach dem verheerenden Ereignis befinde sich der Libanon weiterhin in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte, informierte das katholische Hilfswerk "Jugend Eine Welt" am Mittwoch in einer Aussendung. "Medial wird darüber allerdings leider wenig berichtet. Dabei ist internationale Hilfe für die Bewohnerinnen und Bewohner dringend notwendig", so Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Seit 2020 unterstützt das Hilfswerk mit Projektpartnern wie den Don Bosco Schwestern Betroffene der Explosion.

"Leider ist die Realität, in der wir heute im Libanon Leben, auf mehreren Ebenen äußerst kompliziert: politisch, wirtschaftlich, sozial und sicherheitstechnisch", berichtete Lina Abou Naoum, Don Bosco Schwester und "Jugend Eine Welt"-Projektpartnerin. Bis heute unterstützen die Ordensfrauen die Betroffenen der Hafenexplosion.

Seit Jahren findet der Libanon keinen Weg aus der wirtschaftlichen und politischen Krise im Land. Laut "Jugend Eine Welt" leben drei Viertel der Bevölkerung in Armut, die Inflationsrate liegt bei 260 Prozent. Laut Ordensfrau Lina Abou Naoum haben 300.000 Bewohner im Zuge der Explosionen ihr Zuhause verloren, die Stadtteile rund um den Hafen - der wirtschaftliche Knotenpunkt Beiruts - wurden zerstört und die Wirtschaftskrise damit befeuert.

"Viele Menschen können sich kein tägliches Essen mehr leisten", so Sr. Lina. Die Ordensgemeinschaft begann im Februar 2022 Armutsbetroffene mit warmen Hauptmahlzeiten zu versorgen. "Rund 50 Familien, insgesamt 170 Menschen, nahmen unser Angebot dankend an", berichtete die Direktorin der Don Bosco-Einrichtung in Kahalé. Die aktuellen Nahrungsengpässe würden zudem durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkt, meinte Sr. Lina. So bezieht der Libanon zwei Drittel seiner Getreideimporte aus der Ukraine; hinzu kommen Probleme bei der Lagerung des Weizens - bei der Hafenexplosion wurden auch Silos zerstört - sowie rasant steigende Ölpreis.

Zusätzlich zu den Folgen der Hafenexplosion müsse das Land auch die Versorgung von Flüchtlingen aus den Nachbarländern, die wegen des Erdbebens Anfang Februar in Syrien und der Türkei in den Libanon geflohen sind, sicherstellen. Die humanitäre Katastrophe in der Bebenregion zwang zusätzlich tausende Syrier zur Flucht in das angrenzende Land. "Die Gesamtlage im Libanon macht es immer schwieriger, in den verschiedenen Don Bosco-Zentren den Betrieb überhaupt aufrechtzuerhalten", erzählte Sr. Lina.

In Sozialeinrichtungen, wie Schulen, Sozialzentren und Notunterkünfte unterstützen die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern Jugendliche und Familien mit Förderunterricht, Aktivitäten und warmen Mahlzeiten. Künftig wolle die Ordensfrau auch eine Nähwerkstatt gründen, um junge Menschen auszubilden.