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Die Integration von Flüchtlingen in evangelische Pfarrgemeinden war Thema bei einem Studientag in Linz.
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Von einem positiven Echo auf den Studientag zu Flüchtlingen in Pfarrgemeinden berichtet der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair. Über 80 Haupt- und Ehrenamtliche aus rund 30 Gemeinden haben an dem Studientag am Montag, 19. März, in Linz teilgenommen, zu dem die Evangelische Kirche erstmals eingeladen hatte. „Die Notwendigkeit für diesen Tag hat sich ernsthaft verschärft“, so Schiefermair. Zielgruppe waren Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen aus Pfarrgemeinden und diakonischen Einrichtungen. Konzipiert hatten den Studientag, an dem auch Personen aus der evangelisch-methodistischen und der römisch-katholischen Kirche teilnahmen, der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair gemeinsam mit Pfarrerin Maria Katharina Moser, als ReferentInnen wirkten unter anderem die niederösterreichische Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, Diakonie-Direktor Michael Chalupka oder Christoph Riedl vom Diakonie Flüchtlingsdienst mit.

Das große Interesse und die breite Teilnahme am Studientag zeigten einmal mehr, dass „Geflüchtete als Gemeindemitglieder in der Evangelischen Kirche ein riesiges Thema sind“, sagt Maria Moser im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. „TaufwerberInnen und neu Getaufte bereichern unsere Gemeinden“, so Moser weiter. Für Menschen mit Fluchthintergrund, die sich für das Christentum entschieden haben, seien drei Dinge wichtig, um in der Kirche anzukommen: Begegnung face to face, ein konkreter Ort und regelmäßige, verlässliche Rituale. Das zeige, wie wichtig die Ortsgemeinde sei. Hier, ist die Wiener Pfarrerin und designierte Diakonie-Direktorin überzeugt, „kommen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund zusammen und bilden eine Gemeinschaft. Es ist gerade für die angestammten Gemeindemitglieder wichtig und sehr schön zu sehen, wie die Gemeinschaft wächst.“

Umso dramatischer sei es dann für die in Österreich geborenen Evangelischen zu erleben, dass ihre geflüchteten Mitchristen immer öfter negative Asylbescheide bekommen – „einfach weil ihnen von den Behörden nicht geglaubt wird, dass sie tatsächlich und aus tiefer innerer Überzeugung zum Christentum konvertiert sind.“

Wie Moser und Schiefermair betonen, sei bei dem Studientag diese „große Besorgnis“ angesichts der „Glaubensprüfungen“ deutlich spürbar gewesen. Die Unterstellung der Scheinkonversion sei für die alteingesessenen Gemeindemitglieder „ungeheuerlich“, sagt Moser, „sie sehen und erleben ja Woche für Woche, wie die geflüchteten Christen in Gottesdienst und Gemeindeleben geistliche Heimat gefunden haben und sich einbringen“. Und auch Oberkirchenrat Karl Schiefermair kritisierte einmal mehr die „absurde“ Rechtspraxis, wenn bei den Interviews im Asylverfahren Fragen gestellt würden, die nicht einmal der Großteil der österreichischen Evangelischen beantworten könnten. So würden immer wieder Asylanträge wegen angeblich mangelndem Wissensstand abgelehnt und eine Scheinkonversion unterstellt. Über die Rechtmäßigkeit der Taufe habe jedoch die Kirche zu entscheiden und nicht der Staat, unterstreicht der Oberkirchenrat.

Zum großen Teil sei das Angebot und der gemeinsame Austausch beim Studientag als „sehr hilfreich, intensiv, praxisorientiert und Nutzen bringend“ bewertet worden, bilanziert Schiefermair. Während die Ergebnisse noch gesammelt und dokumentiert würden, habe sich deutlich gezeigt, dass eine gemeinsame Weiterarbeit gewünscht sei, die eventuell auch in Kooperation mit Freikirchen und der Katholischen Kirche erfolgen könne.

Der Studientag in Linz knüpfte auch an eine Resolution des Kirchenpresbyteriums A.B. von Ende Jänner an, in der das kirchliche Leitungsgremium die gängige Abschiebepraxis der österreichischen Bundesregierung scharf kritisiert hat.