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Ille C. Gebeshuber
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Als ein "Geschenk des Himmels" hat die österreichische Top-Wissenschaftlerin Ille C. Gebeshuber Papst Franziskus und seine Öko-Enzyklika "Laudato si" bezeichnet. "Ich finde mich auf jeder Seite wieder", betonte Gebeshuber im "Kathpress"-Interview. Ungewöhnliche Worte für eine Physikerin mit dem Spezialgebiet Bionik und Nanophysik. 2017 ist Gebeshuber zur "Österreicherin des Jahres" im Bereich Wissenschaft gewählt worden, im heurigen April wurde ihr außerdem der "look! Business Award" für erfolgreiche Unternehmerinnen in der Kategorie "MINT Industries" (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) verliehen.

Tatsächlich beeindrucke sie der alle Lebensbereiche umfassende Ansatz einer Humanökologie des Papstes, sagte die Wissenschaftlerin. Daher sehe sie auch in katholischen Gemeinschaften und Gruppierungen Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz. "Dort sind die grundlegenden Werte und langfristiges Denken vorhanden. Und das ist genau das, was heute zählt".

Die 1969 im steirischen Bruck an der Mur geborene Gebeshuber ist zuletzt mit ihrem Bestseller "Wo die Maschinen wachsen: Wie Lösungen aus dem Dschungel unser Leben verändern werden" einem breiteren Publikum bekannt geworden. Darin reflektiert sie ihre Jahre in Malaysia, wo sie von 2008 bis 2015 gelebt und geforscht hat. Eine Zeit, in der sie zugleich "immer mehr und immer stärker meine christlichen Wurzeln wiederentdeckt" habe.

Bis heute gehöre zu einem guten Wochenbeginn für sie auch der Besuch eines Gottesdienstes und die regelmäßige Teilnahme an Exerzitien, berichtete die Top-Forscherin. Einen Konflikt zwischen hoch ausdifferenzierter Naturwissenschaft und einer persönlichen religiösen Grundhaltung sieht Gebeshuber nicht - im Gegenteil: Religiosität helfe dabei, bei aller wissenschaftlicher Detailverliebtheit das Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren. "Dem religiösen Auge öffnet sich eine neue Welt."

Eine Art "Paradiesvogel" ist Gebeshuber aber auch im Blick auf ihre Forschertätigkeit: Denn Bionik und Nanophysik stecken ihr zufolge in Österreich "noch in den Kinderschuhen": So sei sie mit ihrem Ansatz und ihrer Art, etwa an Schmetterlingen zu forschen und nach Möglichkeiten des Technologie-Transfers von Pflanzen und Tieren zu suchen faktisch allein. Dies liege wohl auch an der Komplexität des Faches, vereint die Bionik doch Physik, Biologie, Chemie und letztlich alle Naturwissenschaften in sich. - Doch es sei ein Forschungszweig, der das Zeug habe, nicht nur die Wissenschaften, sondern den Alltag der Menschen auf den Kopf zu stellen: Denn ob Bodenreinigung durch Pflanzen, Fassadengestaltung durch Nanotechnologie oder Metallverarbeitung mit Bakterien und Pilzen - es gebe kaum einen Lebensbereich, in dem eine innovative Anwendung natürlicher Vorbilder aus Fauna und Flora nicht einen Quantensprung in Technik und Nachhaltigkeit bedeuten würde.

Kritik übt Gebeshuber indes am klassischen Wissenschaftsbetrieb: Dieser hemme durch das ständige Rad aus Drittmitteleintreibung und Publikationszwang letztlich den Innovationsgeist, ist sie überzeugt. Persönlich sei sie an Geld nicht interessiert - sie wolle vielmehr "Dienerin der Wahrheit" sein und die Welt "ein kleines Stückchen besser machen".