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Mit einer Positiv-Bilanz haben die vorrangig im Bereich der Wohnungslosenhilfe tätigen "VinziWerke" aufhorchen lassen: "Im Jahr 2020 tauchte in allen 13 Notschlafstellen, Dauerherbergen und Wohnprojekten in ganz Österreich (9 davon in Graz) kein einziger Corona-Fall unter den Bewohnerinnen und Bewohnern auf", teilte Koordinatorin Nora Tödtling-Musenbichler am Dienstag in einer Aussendung mit. Somit liege zwar ein herausforderndes Jahr hinter der Vinzengemeinschaft Graz-Eggenberg als Trägerin, dennoch könne dank der "eisernen Disziplin" aller Mitarbeitenden und Gäste positiv auf 2020 zurückgeblickt werden.

Weil viele der in den "VinziWerken" beschäftigten rund 900 ehrenamtlichen Mitarbeitenden unter die Risikogruppe fielen, konnten laut Tödtling-Musenbichler im ersten Lockdown ab März 2020 mehr als 60 Prozent von ihnen plötzlich keine Dienste mehr verrichten. Die "VinziWerke" halfen sich mit einem Ehrenamts-Aufruf - und bekamen eine "enorme Unterstützungs-Welle" als Antwort, freute sich die Koordinatorin.

Parallel seien konsequente Schritte gesetzt worden, um einer Ausbreitung des Coronavirus in den Einrichtungen entgegenzuwirken: Tödtling-Musenbichler nannte die Versorgung mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln, Besuchsverbot in allen Notschlafstellen und Dauerherbergen, Diensttrennungen von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und die ganztägige Öffnung der reinen Nachtschlafstellen "VinziNest" und "VinziSchutz", damit die Bewohner den Schutz der Einrichtung nicht verlassen mussten.

Wurde Wohnungslosenhilfe "vergessen"?

Kritik äußerte Tödtling-Musenbichler daran, dass seitens der Bundesregierung bald nach Pandemie-Ausbruch Maßnahmen für Pflegeeinrichtungen, Schulen, den Handel und öffentlichen Räume beschlossen wurden, für die Wohnungslosenhilfe aber lediglich Empfehlungen ausgesprochen wurden. "Konkrete Schritte fehlten, wir sind vergessen worden." Intensive Krisensitzungen des "VinziWerke"-Führungsteams seien die Folge gewesen, um ein umfassendes Konzept zum bestmöglichen Schutz aller Bewohner sowie ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden zu erstellen. Es folgten bauliche Maßnahmen wie die Installation von Trennwänden, die Einrichtung von Isolationszimmern für Verdachtsfälle und hohe Standards bei Hygiene und Aufklärungsarbeit.

Entgegen der Annahme, dass sich Menschen aus dem Obdachlosen-Bereich unzureichend an die Corona-Maßnahmen halten würden, seien viele der "Vinzi"-Gäste aus Angst vor Erkrankung "höchst beunruhigt und deshalb umso vorsichtiger im Kontakt mit anderen Menschen" gewesen, berichtete Tödtling-Musenbichler. Die Maßnahmen und Lockdowns seien weiterhin für alle eine große Belastung, besonders Menschen mit psychischen Belastungen litten sehr unter den Einschränkungen. Umso bemerkenswerter sei, das es gelang, Infektionen zur Gänze zu vermeiden, zeigte sich die Koordinatorin "stolz und dankbar".

Für Tödtling-Musenbichler ist nun die Impfung der nächste Schritt. Die Leiterinnen und Leiter der "VinziWerke"-Einrichtungen berichteten von einer durchgehend hohen Impfbereitschaft unter unseren Gästen und Mitarbeitenden. "Wir hoffen, dass wir schnellstmöglich an die Reihe kommen, um besonders jene zu schützen, die zur Risikogruppe gehören", so die Koordinatorin.

Die "VinziWerke" bieten in mittlerweile 40 Institutionen in der Steiermark, Wien und Salzburg täglich bis zu 450 Personen Unterkunft, 1.400 Personen werden laut eigenen Angaben mit Essen und Lebensmitteln versorgt.