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"Radikale religiöse Bilder" im Anschluss an seine malerischen Vorbilder wie Dürer, El Greco, Caravaggio oder Rembrand zeigt der international renommierte französische Künstler Guillaume Bruère demnächst im Grazer "Kultum", dem kirchlichen Kulturzentrum bei den Minoriten. Der durch seine "Museumsbilder" bekannte gewordene Maler, Zeichner, Bildhauer und Performancekünstler wandte sich in der Corona-Krise erneut religiösen Themen zu, die "Kultum"-Leiter und Kurator Johannes Rauchenberger von 5. März bis 8. Mai im Rahmen der Schau "Tot und lebendig: Alte Meister" präsentiert.

Der in Berlin lebende Bruères wählte zentrale Figurationen des Christentums als Motive, wie Rauchenberger ankündigte: Darstellungen von Kreuzigungen, Adam und Eva, Maria oder den Aposteln. In Bruères Werkverzeichnis sind diese Arbeiten unter "Religious Themes" eingeordnet. "Sie entbehren der sonst üblichen Distanz bei diesen Themen, sie sind ohne Ironie und Affirmation", erklärte der Grazer Theologe und Kunsthistoriker. Dennoch seien die Werke "ungeheuer radikal" und durch eine existenzielle Betroffenheit "beinahe singulär" im Kontext zeitgenössischer Kunst. "Es gibt wohl kaum einen Künstler im internationalen Kunstgeschehen, der sich mit einer derartigen Durchsichtigkeit und Zerbrechlichkeit der 'alten' Gestalten des Christentums annimmt, wie Guillaume Bruère", macht Johannes Rauchenberger Appetit auf einen Besuch.

Ohne Malerei "spirituell verloren"

Dabei sei der 1976 geborene Künstler klassisch säkularisiert ohne christliche Erziehung aufgewachsen und Religion auch in seiner Ausbildung nicht vorgekommen. Bruère fand erst nach intensiven Museumsbesuchen einen unvoreingenommenen Zugang zum Christentum: "Ich getraue mich eigentlich zu sagen, dass ich es der Malerei verdanke, dass ich begonnen habe, die Frage nach Gott überhaupt stellen zu können. Malerei, so betrachtet, verstehe ich für mich auch als Werkzeug, ohne das ich auch spirituell verloren wäre", wird der Künstler in der Ausstellungsankündigung zitiert. Vor allem das späte Mittelalter habe es ihm angetan.

Bereits 2015 war Guillaume Bruère in Graz zu Gast, zeichnete in einer öffentlichen Performance Flüchtlingsportraits, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in Brüssel zu sehen waren. Im "Kultum" wurde Bruère bereits im Rahmen der Ausstellungen "Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees" (2016), "reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute" (2015/16) und "VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel" (2017) gezeigt.

Aufgrund des Veranstaltungsverbotes sind derzeit weder eine Vernissage noch begleitende Führungen möglich, bedauerte Rauchenberger. Aber Bruères Werke seien "stark genug, mit einer unsäglichen malerischen Kraft ein Mysterium zu umschreiben, das man gemeinhin höchstens noch der historischen Kunst zuschreibt".

Die Ausstellung Guillaume Bruères "DEAD & ALIVE. Alte Meister" ist von 5. März bis 8. Mai 2021 jeweils Montag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 15 bis 18 Uhr in der "Kultum"-Galerie (Mariahilferplatz 3/1, 8020 Graz) zu sehen. (Info: www.kultum.at)