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Für einen Ausbau und eine Weiterentwicklung konfessionell-dialogischer Religionsunterrichtsmodelle haben sich Bildungsexpertinnen und -experten am Freitag bei einer Online-Tagung in Innsbruck ausgesprochen. Der Religionsunterricht der Zukunft bleibe zwar prinzipiell ein konfessioneller Religionsunterricht, zeigte sich die Innsbrucker Schulamtsleiterin Maria Plankensteiner-Spiegel überzeugt, da dieser für Authentizität und Identifikationsmöglichkeiten stehe, zugleich aber brauche es eine Stärkung standortspezifischer Kooperationen zwischen den Konfessionen. "Wir wollen keinen Einheitsbrei, aber den Dialog auf Augenhöhe unter den Konfessionen und auch an den Schulen unter den Fächern und Lehrpersonen", so die Schulamtsleiterin.

Plankensteiner-Spiegel äußerte sich im Rahmen einer Online-Podiumsdiskussion zum Abschluss der Tagung "Zukuntfsfähiger Religionsunterricht", die am 25./26. Februar auf Initiative des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik, des Instituts für Praktische Theologie und des Zentrums für Interreligiöse Studien der Universität Innsbruck stattfand und Bildungsexpertinnen und -experten aus dem ganzen deutschen Sprachraum zu einem Erfahrungsaustausch über Beispiele und Modelle eines kooperativen Religionsunterrichts online zusammenführte.

"Wir brauchen konfessorische Menschen an den Schulen", die ihr Fach kraftvoll auch im jeweiligen Schulkontext vertreten, und zugleich auch durch entsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote in die Lage versetzt werden, "in Anerkennung der bleibenden Differenzen" interkonfessionell zu kooperieren. Gerade ein Bundesland wie Tirol mit seinen sehr unterschiedlichen demografischen und konfessionellen Prägungen zwischen Stadt und Land würde dabei deutlich machen, dass solche Kooperationsmodelle jeweils standortspezifisch entwickelt werden müssten und nicht gleichsam von oben für alle gleich verordnet werden könnten.

Wünschenswert wäre daher die Bündelung verfügbarer und bewährter Modelle und deren Vermittlung bereits in der Ausbildung von Religionslehrern - die Implementierung müsse dann aber standortspezifisch geschehen, so die Schulamtsleiterin.

Peter Pröglhöf vom Evangelischen Schulamt Salzburg-Tirol verwies in der Diskussion auf das Problem, dass ein dialogisch-konfessioneller Religionsunterricht einen hohen Kommunikationsaufwand und eine starke Verwurzelung der Lehrpersonen an den jeweiligen Schulen bedeute; dies stelle jedoch gerade für kleinere Religionsgemeinschaften eine kaum überwindbare Hürde dar, insofern etwa evangelische Religionslehrerinnen und -lehrer teils an bis zu 20 Schulen unterrichten würden. Eine vertiefte kommunikative Einbindung an jedem Standort sei da "praktisch nicht umsetzbar". Um daher den prinzipiell begrüßenswerten dialogisch-konfessionellen Unterricht zu etablieren, sollte diese Kooperation auch institutionell klar geregelt und Modelle bereits in der Ausbildung der Pädagogen vermittelt werden.

Auf die bleibende Bedeutung der konfessionellen Ausprägung des Religionsunterrichts verwies auch Carla Amina Baghajati vom Schulamt der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Da gerade muslimische Schülerinnen und Schüler immer wieder gleichsam pars pro toto für "den Islam" stehen bzw. Auskunft geben müssten, sei der Religionsunterricht für sie ein wichtiger "sicherer Hafen", um sich mit dem entsprechend notwendigen Wissen auszustatten. So würden muslimische Schüler "rede- und auskunftsfähig". Zugleich aber müssten alle Möglichkeiten der Kooperation ausgebaut und verstärkt werden, appellierte Baghajati.