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Der Klosterneuburger Chorherr und Liturgie-Pionier Pius Parsch (1884-1954) war ein "theologischer Querdenker im guten Sinne", der bis heute eine wichtige Inspirationsquelle bleibt: Das haben der Direktor des gleichnamigen Instituts in Klosterneuburg, Prof. Andreas Redtenbacher, und der am Institut forschende Liturgiewissenschaftler Daniel Seper in einer Aussendung am Donnerstag unterstrichen. Sie zogen zudem eine Positiv-Bilanz zum am Vortag beendeten vierten Liturgiewissenschaftlichen Symposion Klosterneuburg, in dessen Rahmen sich seit Montag, 22. Februar, über 100 angemeldete Teilnehmer und Referenten mit dem Thema "Das liturgische Bewusstsein der Weltkirche geformt (Ratzinger 2004): Die Liturgietheologie von Pius Parsch" befasst hatten.

In einer persönlichen Rückschau konnte der Erfurter Liturgiewissenschaftler Prof. Benedikt Kranemann feststellen, dass die Vorträge und Diskussionen zahlreiche "neue Perspektiven auf Pius Parsch und sein Werk aufgezeigt und viele neue Forschungsfragen aufgeworfen" haben. Zudem seien viele Anliegen von Parsch auch heute noch aktuell. So verwies etwa der deutsch-italienische Liturgiewissenschaftler und Pius-Parsch-Preisträger (2018) Marco Benini in seinem Festvortrag unter dem Titel "Große Entdeckung: Die Bibel ist sakramental" u.a. darauf, dass sich Parschs Denken bis hinein in jüngste päpstliche Lehrschreiben niederschlage - etwa in der Enyzklika "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus. Außerdem hätte auch die Forderung Parschs, dass Predigten eine bestimmte Qualität aufweisen müssen, bis heute nichts an Relevanz verloren.

Dass Parsch nur im Kontext seiner Zeit zu verstehen ist, hat auch bereits die Gliederung des Symposions angeregt. So ordnete die Tübinger Theologin Lea Lerch mit ihrem Referat Parsch in die Moderne-Wahrnehmung und Reformvorstellungen Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Mit der für Parsch zentralen Gnadentheologie beschäftigte sich die Theologin Ursula Schumacher (Karlsruhe) und konnte aufzeigen, dass Parsch auch dort neue Akzente setzte.

Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Parsch und dem Innsbrucker Theologen Josef Andreas Jungmann, die beide zur selben Zeit wirkten, stellte der frühere Salzburger Liturgieprofessor Rudolf Pacik heraus: Während Jungmann stärker wissenschaftlich gearbeitet hatte, dachte Parsch von der konkreten Feier ausgehend. Mit der Ekklesiologie bei Parsch und seinem Konzept von Kirche als "Corpus Christi Mysticum" beschäftigten sich weiters der Kärntner Priester und Liturgiewissenschaftler in Paderborn, Stefan Kopp, sowie der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger.

Weitere Vorträge fokussierten das Kirchenbild Parschs (Reinhard Meßner, Innsbruck), sein Verständnis von Messe und Opfer (Peter Ebenbauer, Graz; Winfried Haunerland, München), sowie ökumenische Fragen und Akzente (Daniel Seper, Klosterneuburg; Dorothea Haspelmath-Finatti, Wien) im Werk Parschs.

Die Vorträge und Diskussionen des Symposions werden in der Reihe Pius-Parsch-Studien veröffentlicht. (Infos: www.pius-parsch-institut.at)