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Dass Klöster und Pfarren bis heute Orte der Geschichtsschreibung und des Anlegens von Chronologien und Matriken sind, trifft sich mit einem steigenden Interesse an Stammbaum- und Ahnenforschung. Für alle Familienforscher sind die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Kirchenarchive eine wichtige Auskunftsquelle. Durch Plattformen wie "Matricula", "Monasterium" oder "Topothek" wird es zunehmend leichter, Daten aus Kirchenarchiven auch online auszuheben, wie religion.orf.at am Wochenende berichtete.

Als Matriken bezeichnet man in Österreich die in den einzelnen Pfarren angelegten Bücher, in denen Taufen, Trauungen und Sterbefälle eingetragen sind. Die ältesten derartigen Kirchenbücher stammen vom Beginn der Neuzeit, flächendeckend setzt die pfarrliche Matrikenführung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein. Die alten Dokumente helfen dabei, Vorfahren ausfindig zu machen. Über das Onlineprojekt "Matricula" werden immer mehr dieser Verzeichnisse gescannt und damit auch online abrufbar. Gesetzliche Einschränkung dabei: Taufbücher der vergangenen 100 Jahre, die Trauungsbücher der vergangenen 75 und die Sterbebücher der vergangenen 30 Jahre sind für die allgemeine Einsichtnahme aus Personenschutzgründen gesperrt.

St. Pöltner Diözesanarchiv weltweit Vorreiter

Das Diözesanarchiv St. Pölten gilt als weltweiter Vorreiter, was digitale Familienforschung betrifft. Die meisten Menschen würden über ihre Ahnen jenseits der Urgroßeltern nichts oder kaum etwas wissen, wies die Diözese St. Pölten auf ihrer Website hin. Heute müsse man sich nicht mehr kompliziert persönlich bei den Archivaren vorstellen, Ausweise vorlegen und die persönliche Verwandtschaft belegen - mittlerweile sind alle Geburten-, Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher, die älter als 90 Jahre sind, digital erfasst. Familiengeschichtsforscher könnten sich mit der Suchmaschine der Diözese St. Pölten unter data.matricula-online.eu/de oder auch mit der Website des Archivs der Diözese St. Pölten unter www.dasp.at behelfen.

Im Diözesanarchiv finden sich Schätze wie der Eintrag im Totenbuch von Jakob Prandtauer oder die Geburt von Egon Schiele. Zu bewundern sei auch der Eintrag ins Geburtenbuch unter "Carl Franz Josef Ludwig Hubert Georg Otto Maria" mit dem Vermerk "letzter Kaiser von Österreich, gestorben am 1.4.1922 zu Funchal auf Madeira in der Verbannung".

Urkunden und Bilder als Zeitzeugen

Über eine Reihe weiterer Onlineplattformen ist es bereits möglich, kirchliche Archive zu durchstöbern. Urkunden finden sich bei www.monasterium.net, Europas virtuellem Urkundenarchiv. Insgesamt umfasst der Bestand der online angebotenen Urkunden mittlerweile 400.000 angewachsen. Viele weitere Millionen Dokumente lagern jedoch noch in den Kirchenarchiven.

Vor allem Fotos und Bilder aus den vergangenen 150 Jahren finden sich unter www.topothek.at, eine audiovisuelle Datenbank, die Bilder und Filmausschnitte auf einer interaktiven Landkarte Österreichs zugänglich macht. Alle Mitmachenden - aktuell überwiegend Gemeinden - erhalten eine je eigene Topothek, wo Bilder, Ton- oder Bildaufnahmen hochgeladen und veröffentlicht werden können, die auch für andere Menschen interessant sein könnten.