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Der vor einer Woche von Papst Franziskus neu ernannte Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain (72), soll wenigstens fünf Jahre im Amt bleiben. Das geht aus einem Schreiben des Präfekten der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, hervor, das die Schweizer Diözese Chur am Montag veröffentlichte. Der Papst sei sich "der Komplexität der Situation in der Diözese bewusst" und habe "im Bewusstsein der anspruchsvollen Dimensionen" verfügt, dass Bonnemains Mandat wenigstens fünf Jahre dauern soll, teilte Ouellet in dem Schreiben an den ernannten Bischof mit Datum vom 15. Februar mit.

Beobachter der Vorgänge in der seit Jahren zerstrittenen Schweizer Diözese hatten nach der Ernennung Bonnemains darauf hingewiesen, dass der 72-Jährige angesichts seines Alters nur als Übergangsbischof anzusehen sei. Hintergrund ist, dass katholische Bischöfe gemäß Kirchenrecht mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren dem Papst ihren Rücktritt anbieten müssen. Tatsächlich üben zahlreiche Diözesanbischöfe in aller Welt ihr Amt auch nach dem 75. Geburtstag aus, weil der Papst ihre Amtszeit verlängert.

Die Diözese Chur ist Ende der 1980er-Jahre von innerkirchlichen Spannungen und einer Polarisierung zwischen konservativ und liberal geprägt. Das Schweizer Staatskirchenrecht räumt den Laien mehr Mitbestimmung ein als im allgemeinen Kirchenrecht vorgesehen ist, was in den Amtszeiten der Bischöfe Wolfgang Haas (1988/90-1997) und Vitus Huonder (2007-2019) für viele Konflikte sorgte.

Haas' Nachfolger Amedee Grab (1997-2007) gelang es als Schlichter, die Wogen zwischen Bischof und Kirchenvolk weitgehend zu glätten. Unter Huonder brachen die Konflikte jedoch wieder auf. Papst Franziskus ernannte im Mai 2019 den früheren Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher (75) zum Apostolischen Administrator der Diözese. Ihm gelang keine Versöhnung.

Im November sorgte die Schweizer Diözese erneut auch international für Schlagzeilen, als das Domkapitel mehrheitlich keinen der drei vom Papst als neuen Bischof vorgeschlagenen Kandidaten für wählbar hielt; auch nicht Bonnemain, der auf der Wahlliste stand. Franziskus ernannte Bonnemain schließlich am 15. Februar direkt.