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Im Eisenstädter Martinsdom verhüllt in der Fastenzeit ein Fastentuch der besonderen Art das Altarkreuz: Der Künstler Heinz Ebner schuf auf Initiative von Bischof Ägidius Zsifkovics ein digitales Fastentuch. Die digitale Animation dauert insgesamt 74 Minuten und besteht aus rund 200 Sequenzen, die in "Slow-Slow-Motion" - wie Ebner seine Präsentationstechnik nennt - gezeigt werden. Das digitale Fastentuch kann bis Karfreitag (2. April) täglich von 7 Uhr bis nach den abendlichen Gottesdiensten besichtigt werden.

"In den letzten 12 Monaten haben wir und unsere Gesellschaft eine starke Prägung erfahren: Vereinsamung, Hilflosigkeit, Notstand, Leere, Sprachlosigkeit. Mit dieser Erfahrung habe ich mich thematisch auseinandergesetzt und sie im Kreuzweg dieses Fastentuches verarbeitet", so Heinz Ebner.

Für Bischof Zsifkovics aktualisiert das digitale Fastentuch den Kreuzweg Jesu in die Corona-Zeit. "Es erinnert uns daran, den Auswirkungen der Pandemie von Isolation und Einsamkeit, Sorgen und Nöten sowie der inneren Leere mit Berührung und Begegnung, Hilfe und Gemeinschaft entgegenzutreten", so der Bischof, der zu dem Werk den Text verfasste.

Die Animation beginnt mit jenem eindrucksvollen Bild, als Papst Franziskus kurz vor Ostern 2020 mutterseelenallein am verregneten Petersplatz stand. "Vor allem als er den Baldachin verließ, zum alten, gotischen Pestkreuz ging und das Kreuz berührte - dieser Moment hat sich bei mir stark eingeprägt. Er zeigt, wie man mit Einsamkeit, Verlassenheit, Leid - Themen des traditionellen Kreuzweges - umgehen kann", so Ebner: "Genau diese fehlende Berührung ist für uns der Kreuzweg heute. Es ist der Schmerz darüber, was wir nicht haben können: Hände schütteln, umarmen."

Bilder von Kindern und Großeltern hinter Glasscheiben mischen sich in der Folge mit einem Rhythmus an Zitaten des unter dem Kreuz fallenden Jesus aus dem traditionellen, gemalten Kreuzweg im Martinsdom. Die Leere auf dem Petersplatz setzt sich fort in der Leere der Kirchen. Denn eigentlich bleibt der Kirchenraum immer ein Symbol der Gemeinschaft und ein Ort der Begegnung, so Ebner: "In diese Leere hinein stürzt mit Christus unsere Gesellschaft. In aktuellen Gruften, wie Flughallen, Spitalssälen und Krankenlagern, findet sie die Grablege. Die Darstellung von hunderten von Särgen unterstreicht dies."

Nach vielen folgenden Sequenzen gibt es ein aus dem Rahmen fallendes Bild am Schluss, sowohl farblich als auch formal: Eine Ikone mit der Darstellung des Auferstandenen, die kurz erstrahlt und sich dann in abstraktes Licht verwandelt.