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Wichtiger als die Frage nach dem Warum des Leids ist jene, wie es am besten gelindert werden kann. Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in einem Hirtenwort anlässlich der entwicklungspolitischen Spendenaktion "Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung (kfb) betont. Christusnachfolge bedeute, wie der Barmherzige Samariter angesichts von Not und Ungerechtigkeit nicht weiterzugehen "oder von oben herab eine milde Gabe abzugeben", hielt Lackner fest. "Sondern dann steigen wir hinab und schultern den, der uns braucht."

Vor Gott seien alle gleich, alle auf der gleichen Stufe. "Weshalb ein Mensch in Armut, der andere in Überfluss geboren wurde, lässt sich von uns nicht beantworten", schrieb der Erzbischof. Und selbst wenn alle möglichen wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten beseitigt werden könnten, bliebe die Frage, weshalb ein Mensch gesund, der andere krank ist. Doch diese Fragen nach dem Warum der Unterschiede bringe letztlich nicht weiter, ist Lackner überzeugt. "Die wichtigere Frage ist, was in uns geschieht. Dreht sich uns der Magen um - so die wörtliche Übersetzung von Mitleid?"

Im Kern stelle dies auch das Geheimnis der Menschwerdung Gottes dar: "Er steigt hinab, um uns zu schultern." Gott darin nachzueifern, sei die besondere Berufung der Christen, so der Erzbischof. Er dankte der Katholischen Frauenbewegung für deren Unterstützung bedürftiger Frauen im diesjährigen Schwerpunktland des "Familienfasttags", Guatemala, und von Hilfsprojekten in vielen anderen Ländern des globalen Südens.

Die in zahllosen Gemeinden in ganz Österreich begangene Spendenaktion hat heuer ihren Höhepunkt am 26. Februar. Die für das Sammelergebnis in der Fastenzeit so wichtigen und beliebten Benefizsuppenessen können heuer wegen der Pandemie nicht stattfinden. Die Katholische Frauenbewegung geht daher neue Wege und hat eine coronasichere Online-Mitmachaktion gestartet: "Sei Köch*in des Guten Lebens", heißt es auf www.teilen.at: Frauen und Männer sind eingeladen, ihr Lieblingssuppenrezept mit einem Foto hochzuladen und zu erzählen, wie diese Suppe zum guten Leben beiträgt.

"Notwendend wie jedes Jahr"

"Wir tragen eine solidarische Verantwortung für unsere Partnerinnen in Asien, Lateinamerika und Afrika", wies die Salzburger kfb-Vorsitzende Michaela Luckmann hin. "Der Familienfasttag ist heuer genauso wichtig und notwendend wie jedes Jahr." Gegründet wurde die Aktion von der kfb in Zeiten der Not nach dem Zweiten Weltkrieg. "Und gerade deshalb ist es uns ein Herzensanliegen, jene zu unterstützen, denen es unter den Pandemiebedingungen noch schlechter geht als uns, die weniger Möglichkeiten haben, mit den herausfordernden Situationen umzugehen", sagte Luckmann.

Die kfb-Vorsitzende erinnerte daran, dass Teilen und Solidarität etwas sehr Wesentliches für die Fastenzeit und für Ostern darstellten. Weltweit seien Frauen beginnend mit der Fastenzeit über den ökumenischen Weltgebetstag am 5. März, dem anschließenden Welttag der Frauen am 8. März bis hin zu Ostern miteinander verbunden. Luckmanns ermutigendes Schlusswort an die Katholikinnen: "Hoffnung ist kühn, sie trägt uns in dieser Zeit."

Recht auf ein Gutes Leben für Maya-Frauen

Im Mittelpunkt des diesjährigen Familienfasttags stehen die Maya-Frauen im westlichen Hochland von Guatemala und der Themenschwerpunkt Ernährungssouveränität. Der Familienfasttag-Slogan lautet 2021: "Gemeinsam für eine Zukunft in eigener Hand. Gutes Essen für alle." Bei der Arbeit der guatemaltekischen kfb-Partnerinnenorganisation "Amoixquic" (ausgesprochen: Amoischkik) geht es auch um den Einklang mit der Natur, etwa in Form von biologischer Landwirtschaft. Die "Amoixquic"-Frauen legen auf kleinen landwirtschaftlichen Flächen eigene Gärten mit traditionellen Gemüsesorten wie Bohnen, Mais sowie Kräutern und Heilpflanzen an und züchten Kaninchen, um so den Bedarf an Nährstoffen zu decken. Viel Wert legen sie dabei auf ökologischen Landbau, altes Maya-Wissen und auf das Gewinnen von eigenem Saatgut.

Die Kleinbäuerinnen stellen außerdem Naturseifen und Shampoos her oder medizinische Produkte aus natürlichen Heilpflanzen. Mit dem Verkauf haben sie ein eigenes Einkommen. Der damit verbundene wichtige Mosaikstein in der wirtschaftlichen Ermächtigung ist die Gründung von Spargruppen. Hier lernen die Frauen mit dem wenigen ersparten Geld besser umzugehen.

Dem offiziellen Familienfasttag am Freitag, 26. Februar, folgt der Sammelsonntag in den Pfarren am 28. Februar. Am Sonntag, 14. März, gibt es um 10.15 Uhr einen TV-Gottesdienst mit dem Thema des Familienfasttags in ORF III.

(Info: www.teilen.at, Spenden: "Aktion Familienfasttag", IBAN: AT83 2011 1800 8086 0000)