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Das Mauthausen Komitee und das Netzwerk gegen Rassismus fordern, dass ein seit Jahren höchst umstrittenes Waffen-SS-Denkmal in der kleinen oberösterreichischen Ortschaft Stillfüssing (Marktgemeinde Waizenkirchen) mit einer umfassenden Zusatzinformation versehen wird. Beim Denkmal sind 13 Angehörige der Waffen-SS bestattet, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die vorrückende US-Armee aufzuhalten versuchten und dabei gefallen sind. Die historische Wahrheit über die Waffen-SS komme beim Denkmal aber nicht vor, kritisieren Komitee und Netzwerk. Die Israelitische Kultusgemeinde Linz und die Katholische Aktion Oberösterreich unterstützen die Forderung des Mauthausen Komitees und des Netzwerks gegen Rassismus, wie es in einer Aussendung am Mittwoch hieß.

In den Nürnberger Prozessen wurde die Waffen-SS als verbrecherische Organisation verurteilt, weil sie zahlreiche Massaker an der wehrlosen Zivilbevölkerung in den von Hitler-Deutschland besetzten Gebieten verübt und ab 1940 die KZ-Wachmannschaften gestellt hatte. Damit war die Waffen-SS eine Hauptstütze des NS-Terrors, verantwortlich für die Ermordung von Millionen Menschen.

Weil nun aber die historische Wahrheit beim Denkmal in Stillfüssing verschwiegen wird, dient es als Pilgerstätte für Rechtsextremisten, kritisiert das Mauthausen Komitee. Jahrzehntelang habe die "Kameradschaft IV der Waffen-SS" beim Denkmal "ewiggestrige Kundgebungen" veranstaltet und "bis heute ist das Denkmal der braunen Szene wohlvertraut". Freilich würden sich Neonazis, wenn sie dorthin pilgern, nicht beim Gemeindeamt anmelden.

Als Reaktion auf die heftige Kritik am Denkmal will der Waizenkirchner Bürgermeister Fabian Grüneis in der Gemeinderatssitzung am 25. Februar eine Zusatztafel mit einem Text beantragen.

Dieser enthalte bislang aber noch immer keinen Hinweis auf die Verbrechen der Waffen-SS, beklagten Komitee und Netzwerk. In ihrer gemeinsamen Aussendung halten Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, und Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, wörtlich fest: "Diesen Text zu beschließen und anzubringen wäre eine Geschichtsverfälschung durch Weglassen und eine grobe Missachtung der Millionen Opfer der Waffen-SS! Auch würde dadurch kein Ende der Debatte erreicht, sondern sie würde auf Jahre hinaus verlängert."

Deshalb fordern das Mauthausen Komitee und das Netzwerk gegen Rassismus von Bürgermeister Grüneis, im Gemeinderat einen Zusatzstein zum Denkmal mit einem Text zu beantragen, der der historischen Wahrheit über die Waffen-SS gerecht wird. Ein entsprechender Textvorschlag wurde bereits übermittelt.

In einem Offenen Brief appellierten sie an den Bürgermeister Grüneis wörtlich: "Entscheiden Sie im Sinne der Opfer der Waffen-SS, entscheiden Sie im Sinne der historischen Wahrheit und nicht gegen sie! Um es mit Ingeborg Bachmann zu sagen: 'Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.'"