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Das globale Ungleichgewicht bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen ist aus Sicht des vatikanischen "Entwicklungsministers" Kardinal Peter Turkson "nicht mehr tragbar". "Der Süden schaut auf den Norden, um an Impfstoffe zu kommen, während man diese direkt vor Ort produzieren könnte", sagte der aus Afrika stammende Kurienkardinal laut Portal "Vatican News" zum kirchlichen "Welttag der Kranken" am Donnerstag.

In Afrika gebe es schon jetzt mehrere mögliche Produktionsstandorte für Vakzine, etwa im Senegal, in Äthiopien, Kenia und Südafrika, so Turkson. Die gültigen Patentregeln für die Impfstoffe ließen eine Herstellung in Afrika aber bislang nicht zu, kritisierte der Vatikanvertreter. Er erneuerte damit die Forderung des Heiligen Stuhles nach einer globalen Impfstrategie, die den Zugang aller Staaten zu solchen Impfstoffen garantiert.

Zuletzt hatten die Weltgesundheitsorganisation und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bekannt gegeben, dass mehr als drei Viertel der bisher verabreichten 128 Millionen Impfdosen gegen Covid-19 in nur zehn Ländern verimpft wurden, die 60 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) repräsentieren. In rund 130 Ländern mit 2,5 Milliarden Menschen sei "noch keine einzige Dosis des Impfstoffs verabreicht" worden, hieß es in der Erklärung von UNICEF-Generaldirektorin Henrietta Fore und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Der Vatikan forderte in den vergangenen Monaten immer wieder, dass alle Menschen möglichst schnell Zugang zu einer Impfung gegen Covid-19 erhalten müssten. "Wir sehen, dass Regierungen nur auf ihre eigenen Leute schauen und sich erst dann um andere kümmern", sagte Kardinal Turkson, der als Präfekt die vatikanische Kurienbehörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen leitet, etwa beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum Davos.

Auch Papst Franziskus mahnte mehrfach, dass die Corona-Impfstoffe "der gesamten Menschheit zugutekommen" müssen. "Ich rufe daher alle Staaten auf, sich aktiv an den internationalen Initiativen zu beteiligen, die darauf abzielen, eine gerechte Verteilung der Impfstoffe sicherzustellen - und zwar nicht nach rein wirtschaftlichen Kriterien, sondern unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller, vor allem der Bevölkerungen besonders bedürftiger Länder", sagte der Papst zuletzt am Montag beim Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps.