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"Der Holocaust ist alles andere ein Ereignis, das in zunehmend ferne Vergangenheit rückt; vielmehr ist er immer noch eine stets präsente und allgegenwärtige Bedrohung." - Das hat der Generalsekretär des Weltkirchenrates (ÖRK), der orthodoxe Priester und Theologe Prof. Ioan Sauca, am Mittwoch in einer Aussendung betont. Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages rief Sauca dazu auf innezuhalten und der sechs Millionen jüdischen Opfer und der vielen Millionen anderen Opfer des Naziregimes im Zweiten Weltkrieg zu gedenken.

Der ÖRK-Generalsekretär hielt fest, dass der Gedenktag auch eine Heil bringende wiederholte Erinnerung daran sei, "dass der Weg von der Angst vor 'dem Anderen' und dem Hass gegen 'den Anderen' über die Aberkennung der Menschenwürde und der grundlegenden Rechte, die allen Menschen gleichermaßen zustehen, hin zum Völkermord führt". Das betreffe nicht nur die Opfer der Holocaust, so Sauca unter Verweis auf das armenische Volk, das ruandische Volk und andere, die einen Genozid erlebt haben.

In den vergangenen Jahren habe man erlebt, so Sauca, dass Hassrede und die Verteufelung von anderen im politischen und öffentlichen Diskurs zunehmend zugelassen würden. "Wir mussten ein Wiederaufleben von verschiedenen Ausdrucksformen von Antisemitismus und Feindseligkeit gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen wahrnehmen", warnte der ÖRK-Generalsekretär: "Und wir sehen und erleben die Folgen und Wirkungen dieser Phänomene in unseren Gesellschaften und Beziehungen."

Sauca erinnerte daran, dass der Weltkirchenrat und das Internationale Jüdische Komitee für interreligiöse Konsultationen auf ihrer Tagung im Juni 2019 beschlossen hätten, zusammenarbeiten zu wollen, um dieser weitverbreiteten Normalisierung von Hass entgegenzuwirken.

"Am heutigen Holocaust-Gedenktag müssen sich alle gläubigen Menschen und alle Menschen guten Willens erneut verpflichten und der immer noch bestehenden Herausforderung stellen, Antisemitismus und jede Form von Hass, die anderen abspricht, Abbilder Gottes zu sein, anzuprangern und zu bekämpfen", so Sauca abschließend: "Wenn wir heute der Opfer des Holocaust gedenken, sind wir aufgerufen, uns mit unseren Worten und Taten dafür einzusetzen, dass er sich nicht wiederholt."

Am 27. Jänner, dem Tag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, wird weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.