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Durch Hilfe wird niemand ärmer. Das betont der Kärntner Caritasdirektor Ernst Sandriesser in einem Gastkommentar in der Kleinen Zeitung (Kärnten-Ausgabe vom Montag), in dem er vor allem den politischen Missbrauch von Ängsten in der Bevölkerung anprangert. Eine Angst habe in den vergangenen Jahren leider zugenommen, so der Caritasdirektor: "die Angst vor armen und hilflosen Menschen".

Das sei freilich paradox, denn noch nie in der Geschichte sei es in Österreich so vielen Menschen so gut gegangen wie jetzt - auch in der Coronakrise. "Menschen fürchten sich nicht vor Kindern, sondern davor, dass zu viele Flüchtlinge in Österreich den eigenen Wohlstand, die Arbeitsplätze und damit die eigene Zukunft gefährden könnten." Ihm, so Sandriesser, sei jedoch kein Fall bekannt, bei dem humanitäre Hilfe im In- oder Ausland zu sinkendem Wohlstand geführt hätte, auch nicht nach 2015.

"Ich verstehe die Ängste vieler Menschen, aber ich habe kein Verständnis, wenn diese Ängste missbraucht und vergrößert werden. Die Logik der Angst entwirft verzerrte Bilder der Wirklichkeit", hält der Caritasdirektor fest.

Von seinem Vater, der auch Bergführer und Skilehrer war, habe er gelernt, "dass jedem zu helfen ist, egal wie sich jemand in Gefahr bringt. Persönliche und politische Ressentiments haben hier keinen Platz." Auf keinen Fall "darf man hilflose Kinder im Dreck liegen lassen, um eine erzieherische Botschaft zu vermitteln", betont Sandriesser: "Weder im Lawinenhang noch auf Lesbos gilt der Pull-Effekt."

Aufgabe von Politik sei es nicht, Menschen in Not zu belehren, sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie ihre Not überwinden können, so der Caritasdirektor: "Wer Menschen in Not belehrt, ohne ihnen zu helfen, gleicht einem Retter, der einem Ertrinkenden das Schwimmen beibringen will. Beides wird schiefgehen."