In Ägypten waren aufgrund der Pandemie heuer keine großen öffentlichen Gedenkfeiern möglich. Im Rahmen kleiner Zusammenkünfte wurde aber - wie jedes Jahr - der Märtyrer gedacht. So fand etwa schon am Abend des 14. Februar im Dorf al Awar in der Provinz Minya eine Mahnwache im Heiligtum der "Märtyrer des Glaubens und des Vaterlandes" statt, in dem die vom IS ermordeten koptischen Christen bestattet sind. An der Gedenkfeier unter dem Vorsitz des koptischen Erzbischof Pavnotius von Samalut nahmen mehrere Priester und einige Familienangehörige der Märtyrer teil, wie der römische Pressedienst "Fides" berichtete.

In den vergangenen Tagen hatte eine TV-Reportage des Journalisten Hamdi Rizk mit dem Titel "Von Minya über Libyen ins Paradies" die Geschichte der ermordeten koptischen Märtyrer rekonstruiert, wobei die Geschichte des Martyriums anhand von Interviews mit Verwandten der Märtyrer geschildert wird.

Die sterblichen Überreste der von den Dschihadisten in Libyen getöteten Kopten wurden Ende September 2017 in einem Massengrab an der libyschen Küste in der Nähe der Stadt Sirte gefunden und identifiziert. Bei den Recherchen über die Märtyrer stellte sich heraus, dass es ursprünglich um 20 koptische Gefangene der IS-Terroristen ging. Der 21. Märtyrer sei auch ein Bürger aus Ghana gewesen, der kein Christ war, wie Bischof Pavnotius berichtete. Angesichts der Bekenntnistreue der Kopten habe der Mann aber auf die Frage der IS-Terroristen, ob er Jesus als "wahren Gott und wahren Menschen" bekenne, geantwortet, "ihr Gott ist mein Gott", obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass er damit sein Leben verwirkt hatte.

Die koptische Kirche hat im Gedenken an die 21 Opfer ein Buch herausgegeben. Über den Mann aus Ghana, der Matthew hieß, steht geschrieben: "Wir wissen nicht, wann oder wo Matthew geboren wurde, aber wir wissen eines: Er wurde geboren, um Zeugnis für Christus zu geben und hinzuzukommen zu unseren Märtyrern im Himmel."

Schönborn besuchte Märtyrer-Familien

Im Oktober 2016 hat Kardinal Christoph Schönborn im Rahmen eines Ägyptenbesuchs einige Familienangehörige der Märtyrer in Samalut getroffen. Er zeigte sich erschüttert über die Bluttat, zugleich aber auch tief bewegt über die Standhaftigkeit der Ermordeten und mit welcher Glaubensstärke die Familienangehörigen ihr Schicksal ertragen. Diese hätten vor allem auch der Versuchung des Hasses und der Rache widerstanden, so Schönborn damals. Die Opfer wie auch die Familienangehörigen würden Zeugnis dafür geben, "dass Liebe und Glaube stärker sind als der Hass", sagte der Kardinal in Richtung der mehr als 100 Frauen, Kinder und Männer, die sich im Haus des koptischen Bischofs von Samalut eingefunden hatten.

Die oberägyptischen Stadt Samalut im Gouvernorat Minya, aus der die Opfer stammen, liegt rund 250 Kilometer südlich von Kairo und zählt 600.000 Einwohner. Während in ganz Ägypten der Anteil der christlichen Minderheit bei etwa zehn Prozent liegt, sind in Samalut ein Drittel der Bevölkerung Christen.