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Der Linzer Bischof Manfred Scheuer regt an, in der Fastenzeit und vor dem Hintergrund der Corona-Krise wieder "neu zu schmecken und zu verkosten", was den eigenen Glauben ausmacht. In seinem Fastenhirtenbrief an die Katholiken in Oberösterreich plädierte er dafür, "dem Grundwasser unserer Lebensfreude neu auf die Spur zu kommen" und sich um eine Lebenskultur zu bemühen, die sich in der Krise bewährt und "die Bedürfnisse anderer sieht und hört". Auch wenn das kirchliche Leben durch die Pandemie stark eingeschränkt werden musste, gilt nach den Worten Scheuers: "Die Zuwendung Gottes ist davon jedoch unberührt: Gott ist und bleibt jedem und jeder gerade in diesen Wüstenerfahrungen des Glaubens nahe."

"Wo ist dein Lächeln geblieben?" Diese Frage einer demenzkranken Frau während eines Lockdowns an ihre Pflegerin stellte der Linzer Bischof an den Beginn seines am kommenden Sonntag in den Pfarren verlesenen Hirtenworts. Die Pflegerin sei davon dermaßen erschüttert gewesen, dass sie in Tränen ausbrach: "Der Mund-Nasen-Schutz verdeckte das vertraute Gesicht der Bezugsperson, verdeckte die Lebensfreude", erzählte Scheuer.

Die Frage der Kranken richte sich letztlich an alle von der Corona-Krise Betroffenen, denn: "Das vergangene Jahr hat uns vieles abverlangt." Die Pandemie habe fast alles in den Hintergrund gedrängt, Planungen über den Haufen geworfen, es gingen Arbeitsplätze verloren, viele fürchteten um ihre wirtschaftliche Existenz, wies Scheuer hin. "Wie sehr fehlen doch das ungezwungene Miteinander, der unmittelbare soziale Kontakt, die gesellschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen und schließlich auch das vertraute kirchliche Leben."

Dennoch habe es auch das Rückgrat stärkende Erfahrungen der Freude und der Schönheit, des Glücks und der Lebensfreude gegeben, die "Zuversicht auch in dunklen Stunden" gäben. Scheuer erwähnte auch die vielfach beobachtbare Bereitschaft zu helfen, etwa in Form von Nachbarschaftshilfe, und die Bereitschaft des Verzichts auf persönliche Freiheiten, um besonders gefährdete Menschen vor der Ansteckung zu schützen. Dies unterstreiche ein hohes Maß an Solidarität, so der Bischof. "Trotz aller gebotenen Abstandsregeln hat diese Zeit gezeigt, was es heißt, für andere da zu sein." Wichtig für viele sei gerade in der Coronazeit die Zusage des fürbittenden Gebetes als Ausdruck von auf Gott vertrauender Zuwendung geworden.

Der Glaube an Gott, der den gekreuzigten Jesus vom Tod auferweckt hat, kann nach Überzeugung Scheuers helfen, "das Lächeln zu bewahren oder zurückzugewinnen". Sein Wunsch: Dieser Glaube möge den Mut geben, "für andere auf Gottes rettende Nähe hinzuweisen und sie erlebbar zu machen: etwa durch unsere konkrete Zuwendung in den Nächten und Einsamkeiten der Menschen". Dieser Glaube erfordere auch Einsatz für Benachteiligte, Gedemütigte oder vor Gewalt und Terror Fliehende, schrieb der Bischof. "Er bestärkt uns darin, dass das Leben gegenüber den tödlichen 'Viren' von Hass, Verachtung und Feindbild-Bedürfnissen die Oberhand behält."

Weitere Beiträge rund um die Fastenzeit bietet "Kathpress" in einem laufend erweiterten Themenschwerpunkt unter www.kathpress.at/fastenzeit