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"Glaube ist kein Sahnehäubchen, sondern Fundierung des Lebens, Prägung und Perspektive zugleich": Darauf weist der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler in seinem Fastenhirtenbrief 2021 hin. Anlässlich des Tiroler diözesanen Jubiläumsjahres zum 500. Geburtstag des Diözesanpatrons Petrus Canisius (1521-1597) ruft Glettler dazu auf, sich von der Geistes- und Herzenskraft des Heiligen inspirieren zu lassen, der sich u. a. für eine lebendige und volksnahe Verkündigung des Evangeliums eingesetzt hatte. Der Jesuit habe gezeigt, dass "Glaubensmut" Resignation und übertriebener Ängstlichkeit trotzen könne. Er sei damit eine Art "Schrittmacher für eine missionarische Kirche" sowie ein lichtvoller Zeuge und eine Leitfigur in einer "Zeit beschädigter Zuversicht", so Glettler.

Schon als Jugendlicher hätte Petrus Canisius eine unmittelbare Christus-Spiritualität erfahren. Auch dies könne eine Art Vorbildwirkung für die aktuelle Zeit haben, schreibt Glettler: "Entscheidend ist die innere Verbundenheit - das Herz-zu-Herz zwischen Mensch und Gott." Eine tägliche bewusst reservierte Zeit für das Gebet könne etwa helfen den aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft kreativer, geduldiger und effektiver zu begegnen, zeigt sich der Innsbrucker Diözesanbischof überzeugt.

Der als Peter Kanis geboren Diözesanheilige sei nicht "Everybody's Darling" gewesen, meinte Glettler mit Blick auf den auch als "herausfordernde, sperrige Person" geltenden Petrus Canisius. Widerstände hätten den Jesuiten jedoch nicht resignieren lassen: "Er ist drangeblieben", so Glettler. Und weiter: "Zu oft tappen wir in die Falle des Selbstmitleids und betrachten die Welt um uns als eine einzige Verschwörung. Petrus Canisius hat dies durchschaut."

Die Erfolge des Heiligen stellten sich erst später ein, etwa in Form seines Katechismus, der über die Jahrhunderte mit über 1.000 Auflagen unzählige Generationen geprägt habe, so der Innsbrucker Bischof. 1562 hat Petrus Canisius das Jesuitenkolleg und ein Gymnasium gegründet. Darauf aufbauend wurde rund 100 Jahre später die Innsbrucker Universität eröffnet. Diese Etappen zeigen laut Glettler, dass Glaube und Vernunft für den gelehrten Volksmissionar selbstverständlich zusammengehörten. "Emotionen allein ergeben noch keine alltagstaugliche Spiritualität." Dazu gehöre es u. a. über den eigenen Glauben zu sprechen oder diesen in die Tat umzusetzen: "Von Petrus Canisius können wir lernen, mit neuer Kreativität das Evangelium unter die Leute zu bringen - nie vereinnahmend, sondern einladend."

Trotz umfangreicher Reise- und Beratungstätigkeit habe der Jesuit nie die begleitende Seelsorge - etwa in Form von Briefkontakten - vergessen, weist Glettler hin. "Seine Hilfe galt immer dem konkreten Menschen in seiner momentanen Bedürftigkeit. Ähnlich zählen auch heute nicht die schlauen Kommentare allein." Es seien die kleinen Gesten, das aufmerksame Gebet füreinander und die diskreten Hilfestellungen, "mit denen wir uns die Anliegen unserer Nächsten zu eigen machen", stellt Glettler klar.

Das Vorbild von Petrus Canisius solle sich auch den Initiativen rund um die geplanten "500 Herzfeuer des Glaubens und der Nächstenliebe" zeigen, erklärt der Innsbrucker Bischof in seinem Hirtenwort zur Fastenzeit. Das Jubiläumsjahr solle nicht nur den Diözesanheiligen in den Fokus rücken, sondern dessen Beispiel real werden lassen - "mit Gebet und Tat". Gesucht seien daher kleine und größere Initiativen sein, die Menschen zum Leben ermutigen, Aktionen in der Nachbarschaft, im Dorf oder im Stadtteil. "Sie sollen den Schatz des Glaubens wieder verständlich machen und vor allem den sozialen Zusammenhalt stärken."

Petrus-Canisius-Jahr

Zu den bisher geplanten Schwerpunkten des Petrus-Canisius-Jahres zählen neben einem großen Gottesdienst am 25. April im Innsbrucker Dom zu St. Jakob ein gemeinsam mit der Universität Innsbruck durchgeführtes Drei-Tages-Symposium vom 26. bis 28. Mai mit internationalen Fachleuten. Zum Beginn der Fastenzeit legte die Diözese auch eine Broschüre mit Impulsen für das Petrus-Canisius-Jahr 2021 auf. Eine Sternwallfahrt im Juli 2021 soll Teilnehmer aus allen Teilen Tirols zusammenführen, ehe das Jubiläum am 25. September mit einem "Fest der Begegnung" in der Innsbrucker Olympiahalle zu seinem Höhepunkt kommen und zugleich auch abgeschlossen wird. Bereits geplant sind zudem ein "Canisius-Dankbarkeits-Lauf" von Hall nach Innsbruck am 8. Mai, ein ab 18. Juni aufgeführtes Musical zum Leben und Wirken von Petrus Canisius und Kunstinterventionen an sechs Orten unter dem Motto "Ihr seid das Salz der Erde".

Der Jesuit, Theologe und Schriftsteller Petrus Canisius (1521-1597) ist ein Heiliger und Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche. Der geistliche und politische Vorkämpfer der Gegenreformation war Verfasser der ersten katholischen Katechismen uns als Provinzial des Jesuitenordens wesentlich an der Gründung des Jesuitenkollegs in Innsbruck beteiligt. In den 1570er Jahren wirkte Petrus Canisius wiederholt in Innsbruck und Hall, teilweise als Hofprediger. 1925 wurde er heiliggesprochen, bei der Gründung der Diözese Innsbruck 1964 zum Diözesanpatron erwählt. Sein Fest wird am 27. April gefeiert.

(Hirtenwort von Bischof Glettler im vollen Wortlaut zum Download auf der Website der Diözese Innsbruck unter: www.dibk.at/Hirtenbriefe)