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Auf die große Bedeutung, die Papst Franziskus der Forderung nach einer im Dienst des Menschen stehenden Wirtschaft beimisst, hat Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl hingewiesen. Der Papst sehe Wirtschaft als etwas Positives, sofern sie "im Sinn des Menschen" ausgeübt wird, erklärte Franziska Honsowitz-Friessnigg im Interview mit Radio Vatikan (Dienstag). "Gerechtes Wirtschaften ist als Thema für Franziskus ganz zentral", betonte die Botschafterin nach dem traditionellen Neujahrsempfang des Papstes für das Diplomatische Korps im Vatikan.

In seiner rund einstündigen Ansprache am Montag hatte der Papst unter anderem dazu aufgerufen, die von der Pandemie ausgelöste "wirtschaftliche und soziale Krise" zum Anlass zu nehmen, das Verhältnis zwischen Mensch und Wirtschaft neu zu überdenken. "Es braucht eine Art 'neue kopernikanische Wende', die die Wirtschaft in den Dienst des Menschen stellt und nicht umgekehrt", hielt Franziskus fest. Ausdrücklich rief er auch zu gemeinsamen Initiativen auf internationaler Ebene auf, um Arbeitsplätze zu erhalten und die ärmsten Bevölkerungsschichten zu schützen.

Franziskus lobte in dieser Hinsicht auch das EU-Wiederaufbauprogramm "Next Generation" als wichtiges Beispiel für eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen im Geiste der Solidarität, wies Botschafterin Honsowitz-Friessnigg im Radio-Vatikan-Gespräch hin: "Das war schon etwas Besonderes, denn Franziskus hat in den vergangenen Jahren besonders die Werte der Europäischen Union hervorgehoben - und in diesem Jahr die wirtschaftliche Solidarität." Für Österreich sei der Aufruf zur Nachhaltigkeit beim Wiederaufbau der Wirtschaft bei der Unterstützung von Unternehmen "ganz zentral", so die Diplomatin.

Als zentrale Leitlinien des Papstes hob Honsowitz-Friessnigg "Geschwisterlichkeit und Hoffnung" hervor. "Geschwisterlichkeit und Hoffnung sind für Papst Franziskus wichtige Elemente zur Überwindung aller aktuellen Krisen, die vor allem durch die Covid-Pandemie noch verstärkt worden sind", sagte die Botschafterin.

"Starke moralische Stimme"

In seiner Rede vor den Diplomatinnen und Diplomaten habe Franziskus seine Vorstellungen darlegt, wie er sich gerechtere und geschwisterliche Welt nach Corona vorstellt, so Honsowitz-Friessnigg weiter. "Diese starke moralische Stimme des Papstes ist für uns und für viele Staaten von großer Bedeutung."

Für Österreich, wo sich in Wien einer der weltweit vier Amtssitze der Vereinten Nationen befindet, sind laut der Botschafterin insbesondere auch die vom Papst aufgegriffenen globalen Themen wie die Stärkung des internationalen Dialogs für den Frieden und des Multilateralismus wichtig. Honsowitz-Friessnigg: "Franziskus hat den kürzlich in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag hervorgehoben und die Sorge um das gemeinsame Haus, die Nachhaltigkeit; das sind alles ganz wichtige Bereiche, hinter denen wir als Österreich voll stehen und wo es wichtig ist, dass der Heilige Vater seine Stimme dazu erhebt."