page-header

In vielen österreichischen Kirchen steht am Aschermittwoch und während der Fastenzeit die Beziehung zwischen Glaube und Kunst im Mittelpunkt, und das - unter besonderen Vorkehrungen - auch in Zeiten der Pandemie. Bundesweit bieten die Diözesen dazu einen breiten Veranstaltungsreigen. Bereits Tradition hat etwa die künstlerische Gestaltung des Fastentuches im Wiener Stephansdom, wo auch heuer wieder der überdimensionale, 80 Quadratmeter große lilafarbene Pullover, gestaltet vom Künstler Erwin Wurm, den Hochaltar verhüllt.

Aschermittwoch der Künstler im Innsbrucker Dom

In Innsbruck laden die Dompfarre und der Arbeitskreis "Kunstrauem Kirche" zum "Aschermittwoch der Künstler" mit Generalvikar Propst Florian Huber in den Jakobsdom. Heuer werden zwei Kunstprojekte wieder aufgenommen: der zeitgenössische Kreuzweg von Hans Dragosits von 2013 sowie Bilder der Installation "Der Fels - das Boot - das Wasser - der Stein" von Anton Christian aus dem Jahr 2014. Wie üblich findet der "Aschermittwoch der Künstler und Kunstinteressierten" um 19 Uhr im Innsbrucker Dom im Beisein von Bischof Hermann Glettler statt. Das anschließende Treffen bei einer Fastensuppe im Pfarrsaal muss heuer aber ausfallen. (Info: www.dibk.at/Meldungen/Aschermittwoch-in-der-Dioezese-Innsbruck)

Der Bischof und studierte Kunsthistoriker Hermann Glettler betätigt sich in der Fastenzeit auch selbst künstlerisch und zugleich asylpolitisch akzentuiert: Seinen Lokalaugenschein auf der wegen ihrer Flüchtlingslager berüchtigten griechischen Insel Lesbos verarbeitete Glettler mit einer beeindruckenden Fotoserie, die in einer Ausstellung mit dem Titel "Wasted Lives" von Aschermittwoch bis 6. März in der Galerie Artdepot Innsbruck zu sehen sind.

Start zu "Lebenstour durch Österreich"

Corona-bedingt findet der schon zur Tradition gewordene "Kunst-Aschermittwoch" in Graz-St. Andrä - wo Glettler vor seiner Bischofsweihe Pfarrer war - heuer in zwei Teilen statt: Am 17. Februar um 10.30 Uhr setzt die diesjährige Kunstaktion von St. Andrä und "Kultum", dem kirchlichen Kulturzentrum bei den Minoriten, mit einer ökumenischen Andacht bewusst ein Zeichen der Hoffnung und bildet zugleich den Auftakt einer "Lebenstour durch Österreich" mit sieben Stationen - nach Graz Salzburg, Wels und Wien. Initiatorin ist die Essl-Foundation, an der Umsetzung beteiligt ist das Österreichische Institut für Nachhaltige Entwicklung.

Künstlerisches Leitmotiv ist eine über fünf Meter große Lemniskate - eine schleifenförmige geometrische Kurve in der Form einer liegenden Acht -, geformt vom Künstler Emmerich Weissenberger aus toten Kiefern, die dem Klimawandel zum Opfer fielen. Diese dreidimensional-herzförmige Skulptur symbolisiere den ewigen Kreislauf der Natur - und damit auch die tiefe Verbundenheit der Menschen untereinander und mit der sie umgebenden Welt, wie es in der Ankündigung heißt. Von der abgeflammten und geschwärzten Oberfläche der Holz-Lemniskate stammt die Asche der ökumenischen Aschermittwochsliturgie in St. Andrä.

Dazu kommt es in der Grazer Kirche auch zu einer musikalischen Uraufführung: Komponist David Friedrich Hecher, Gitarristin Martina Schäffer und Cellist Nikolai folgen mit dem Stück "Sinn-Meditatio in Silva" der Einladung, das Thema musikalisch umzusetzen. (Info: www.kultum.at)

"Kunst im Dom" in Klagenfurt

Die alljährliche Initiative "Kunst im Dom" in Klagenfurt wird vom Kärntner Bischof Josef Marketz mit der Aschermittwochliturgie gestartet. Bis Ostern ist danach eine Kunst-Installation des Wiener Künstler-Duos Markus Hanakam und Roswitha Schuller zum Thema "Bokeh - Unschärfe" zu sehen. Das "Bokeh" ist ein in der Fotografie verwendeter Begriff für die Qualität von Unschärfen, die wie ineinander verschwimmende Kreise oder Ringe dargestellt werden. Bei der Kunstinstallation im Klagenfurter Dom werden solche "Bokehs" als Tafelobjekte mit verschieden farbigen Folienoberflächen gefertigt und an bestimmten Positionen im Altarraum versetzt von der Decke herabhängen. Dadurch werde der Fokus "bewusst auch auf die unscharfen Bereiche der Existenz" gerichtet, erklärte Dompfarrer Peter Allmaier.

Vertraute Sehgewohnheiten würden durchbrochen. Dies gelte sowohl für den Blick in den Altarraum der Domkirche wie in das Innere der eigenen Persönlichkeit, so Allmaier: "Das optische Phänomen der Unschärfe spiegelt so das moralische Problem der oft wirklichkeitsverzerrenden Selbstwahrnehmung wider". (Info: www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/pfarre/C3074)

Linz: Klang-Ton-Projekt und Fassaden-"Gfries"

Ebenfalls ab Aschermittwoch zugänglich sind künstlerische Akzente zur Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche: Der Klangkünstler Heribert Friedl gestaltete eine Klang-Intervention in der Hauptkirche und eine Skulptur aus Kleidungsstücken in der Krypta, heißt es in einer Ankündigung des Forums St. Severin. Es ist das erste Klang-Ton-Projekt der Forums-Reihe "Memento mori", die seit 30 Jahren Künstlern die Möglichkeit gibt, sich mit der Frage der Vergänglichkeit zu beschäftigen. (Info: www.dioezese-linz.at/ursulinenkirche)

"Gfries" nennt sich eine künstlerische Intervention am Bildungs- und Begegnungszentrum "Haus der Frau" in der Linzer Volksgartenstraße, wo weibliche Artists-in-Residence seit 2016 eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt wird. Ab 23. Februar präsentiert die derzeit im Haus lebende Künstlerin Bernadette Laimbauer ihre Arbeit "Gfries" als temporäre Intervention an der Hausfassade. Dazu formte sie Objekte aus Pappmaché, die sie unter den Erdgeschoßfenstern anbringt. Laimbauer knüpft damit an historische Fassadendekorationen mit menschlichen Figuren oder Fratzen in Form von Skulpturen oder Reliefs an, die Macht darstellen oder aber böse Geister abwehren sollen. Mit "Gfries", einer Anlehnung an das Dialektwort für Fratze oder Grimasse, geht sie einen Dialog mit dieser Tradition ein.

Die temporäre Intervention an der Fassade kann von 23. Februar bis 26. März besichtigt werden. Zusätzlich steht ab 23. Februar ein Video mit einem Interview der Künstlerin auf der Website www.hausderfrau.at zur Verfügung.