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Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist am Freitag in seiner Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz mit Vizekanzler Werner Kogler und der Grünen-Klubobfrau Sigi Maurer zusammengetroffen. Nach einem ersten Arbeitsgespräch vor einem Jahr im Juli im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport erfolgte der Gegenbesuch diesmal auf kirchlichem Boden in Salzburg. Seitens der Bischofskonferenz nahm auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs in seiner Eigenschaft als Caritas-Bischof teil.

"Aktuelle Themen von grundsätzlicher Bedeutung für Kirche und Politik standen im Zentrum eines konstruktiven und wertschätzenden Gesprächs", erklärte Erzbischof Lackner im Anschluss an die Begegnung im Interview mit Kathpress. Ausführlich seien Fragen der humanitären Nothilfe rund um die dramatische Situation in einigen europäischen Flüchtlingslagern sowie Fragen zum Schutz des Kindeswohls und der Kinderrechte im Zusammenhang mit den zuletzt umstrittenen Abschiebungen einer fest in Österreich verwurzelten Familie besprochen worden. So plädiert die Bischofskonferenz dafür, dass Österreich aus dem Lager auf Lesbos ein faires Kontingent an Kindern und Familien aufnehmen solle. Zuletzt hatte sich der Salzburger Erzbischof auch für neue Lösungen in der Anwendung des humanitären Bleiberechts bei Härtefällen ausgesprochen.

In diesem Zusammenhang habe Vizekanzler Kogler die von ihm als Interims-Justizminister initiierte Kindeswohl-Kommission vorgestellt, die unter dem Vorsitz von Irmgard Griss Vorschläge erarbeiten soll. "Das heutige Gespräch bestätigt mich darin, dass es in Österreich eine breite und starke Allianz für Menschlichkeit und humanitäre Hilfe für Menschen in Not gibt. Der Erzbischof selbst, die Bischofskonferenz und viele Gläubige in diesem Land sehen die Notwendigkeit, sich für Kinderrechte und Kindeswohl stark zu machen. Ich danke hier insbesondere allen, die sich in den Pfarren und kirchlichen Hilfsorganisationen unermüdlich engagieren. Sie leisten einen großartigen Beitrag für das Zusammenleben und die Solidarität in Österreich", resümierte Vizekanzler Kogler.

Gegenstand des Spitzengesprächs war auch die rechtliche Situation, die durch die Aufhebung des strafrechtlichen Verbots der "Hilfeleistung zum Selbstmord" durch den Verfassungsgerichtshof entstanden ist. Der Gesetzgeber sei jetzt gefordert, den "größtmöglichen Schutz für vulnerable Personen rechtlich zu garantieren", wurde von den Bischöfen im Gespräch betont.

Wie Erzbischof Lackner gegenüber Kathpress erklärte, habe er dem Vizekanzler über die kirchlichen Maßnahmen zur Umsetzung der Papst-Enzyklika "Laudato si" berichtet. "Der Schutz von Umwelt und Klima ist ein kirchliches Top-Thema", betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Seit über fünf Jahren gebe es dazu in allen österreichischen Diözesen konkrete Schritte in Richtung einer Energiewende und eines öko-sozialen Wirtschaftens.

Fix sei auch die Fortsetzung des Gesprächs in größerer Runde: So werde es ein Spitzengespräch der Bischofskonferenz mit den Grünen geben, sobald die Corona-Lage dies wieder zulasse. Damit werde eine Reihe weitergeführt, die mit der ÖVP begonnen und dann mit der SPÖ und der FPÖ schon fortgesetzt wurde, so Lackner.

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