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Am Donnerstag kommen die serbisch-orthodoxen Bischöfe in der Belgrader Domkirche des heiligen Sava zusammen, um einen neuen Patriarchen zu wählen. Die Bischofsversammlung soll laut Medienberichten in der Unterkirche des riesigen Doms stattfinden. Ob es bereits am Donnerstag einen neuen Patriarchen geben wird, ist aufgrund des eher aufwendigen Wahlmodus ungewiss. Aus Österreich wird Bischof Andrej (Cilerdzic) an der Wahl teilnehmen.

Die Wahlversammlung tagt unter dem Vorsitz des dienstältesten Bischofs Lavrentije von Sabac. Insgesamt gibt es in der Serbisch-orthodoxen Kirche weltweit 39 stimmberechtigte Bischöfe. Damit gewählt werden kann, müssen mindestens zwei Drittel des Episkopats anwesend sein.

Die Arbeiten an der monumentalen Sava-Kirche dauerten insgesamt 85 Jahren und wurden erst vor wenigen Monaten vollendet. Der Dom ist mit einer überbauten Fläche von 4.830 Quadratmetern eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Welt. Mit einem inneren Kuppeldurchmesser von 30,5 Metern schließt er sich an die Kuppel im direkten Vorbild der Hagia Sophia an. Die Kirche ist aufgrund ihrer Größe prädestiniert für die Wahl, da die Covid-Sicherheitsmaßnahmen gut eingehalten werden können.

Am Ende entscheidet das Los

Der Patriarch wird nach der sogenannten "apostolischen Wahl" unter den Bischöfen gewählt, die mindestens fünf Jahre im Amt sind. Altersbeschränkungen gibt es keine. Zunächst werden drei Anwärter herausgefiltert, wobei bei mehreren Voten jeweils mindestens 50 Prozent plus eine Stimme auf eine Person entfallen muss. Liegt keine derartige Mehrheit vor, muss die Abstimmung wiederholt werden, bis das der Fall ist. Vor jeder Abstimmung, als auch bei Wiederholung, werden eigens dafür vorhergesehene besondere Fürbitten-Gottesdienste gefeiert.

Die drei Kuverts mit je einem Namen der drei werden dann in einen leeren Evangelien-Buchdeckel gesteckt. Das Los entscheidet, wer neuer Patriarch wird, indem ein allgemein geachteter Beichtvater (aus dem Mönchsstand) einen Umschlag zieht.

Die Amtseinführung des neuen Patriarchen wird in den Tagen nach der Wahl in der Belgrader Erzengelkathedrale stattfinden, zu einem späteren Termin auch in Pec, dem im Westkosovo gelegenen alten Patriarchensitz.

Bisheriger Patriarch erlag Covid-Erkrankung

Der bisherige Patriarch Irinej war am 20. November an den Folgen einer Covid-Infektion verstorben. Gemäß Kirchenverfassung leitet der Heilige Synod bis zur Wahl eines neuen Patriarchen dessen Aufgaben. Geleitet wird das Gremium vom Metropoliten Hrizostom von Dabrobosnien/Sarajevo. Zum Übergangsverwalter des nach dem Tod Irinejs vakanten Erzdiözese Belgrad und Karlovac wählte der Heilige Synod den Eparchen Jovan von Sumadija.

Eine klaren Favoriten für das Patriarchenamt kann es allein schon aufgrund der letztlichen Losentscheidung nicht geben. Einige Namen, die infrage kommen, werden freilich immer wieder genannt; so etwa jene von Bischof Irinej von Novi Sad, Bischof Fotije von Zvornik-Tuzla in Bosnien oder Metropolit Porfirije von Zagreb und Ljubljana.

Etwa 85 Prozent der mehr als sieben Millionen Bürger Serbiens gehören der orthodoxen Kirche an. Weltweit sind nach Schätzungen in etwa 12 Millionen Menschen serbisch-orthodox.