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Der frühere slowakische Außenminister und EU-Kommissar Jan Figel macht sich für die Auszeichnung von drei jungen Widerstandskämpfern stark, die vor genau 70 Jahren unter kommunistischer Herrschaft hingerichtet wurden. Staatspräsidentin Zuzana Caputova könne dadurch auf einen verdrängten Aspekt der slowakischen Zeitgeschichte hinweisen, erklärte Figel nach Berichten slowakischer Medien.

Die christliche Organisation der "Weißen Legion", der die am 20. Februar 1951 hingerichteten Albert Pucik (1921-1951), Anton Tunega (1925-1951) und Eduard Tesar angehörten, sei zwar für die Wiedererrichtung eines unabhängigen Slowakischen Staates eingetreten, aber auf demokratischer Grundlage, so Figel. Die Kommunisten hingegen setzten die Unterstützung einer souveränen Slowakei mit faschistischer Gesinnung gleich - beginnend mit der Beseitigung des von Hitler-Deutschland gestützten Regimes des Priesterpräsidenten Josef Tiso und der Wiederherstellung der Tschechoslowakei im Jahr 1945, verstärkt aber nach der kommunistischen Machtergreifung im Jahr 1948.

Die "Weiße Legion" habe sich für ein "demokratisches System und die Selbständigkeit der Slowakei in den neuen mitteleuropäischen Verhältnissen eingesetzt", so der frühere Vorsitzende der Christdemokratischen Bewegung. Ab dem Herbst 1947 habe sich die "Weiße Legion" bemüht, "ein Netz zu schaffen, das Nachrichten sammelt und die Absichten, Praktiken und Ziele der Kommunistischen Partei offenlegt", sagte Figel. Nachdem der Eiserne Vorhang im Februar 1948 niederging, habe sie Menschen auf der Flucht geholfen und über einen Sender aus Österreich freie Informationen verbreitet, den Vorgänger des späteren Radios "Freies Europa".

Der Schwerpunkt ihrer Aktivität lag jedoch auf der "Bekämpfung des Kommunismus, Aufrechterhaltung der christlichen Weltanschauung und deren Geltendmachung im öffentlichen wie im privaten Leben, Einführung der Sozialordnung in der Slowakei und Errichtung der Demokratie nach den Grundsätzen von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1944", so ein Zitat aus ihrem Programm.

Das konservative Internet-Portal "Christianitas" wandte sich zuletzt gegen die Vereinnahmung der "Weißen Legion" durch heutige katholisch-liberale Kreise; sie habe gegen den Nationalsozialismus agitiert, weil sie in ihm eine neuheidnische Weltanschauung erblickte, und nichts deute darauf hin, "dass sie von der Vision einer ständisch-christlich-sozialen Gesellschaft abgelassen hätten, wie sie Pius XI. in seiner Enzyklika Quadragesimo anno" entworfen habe.

Pucik, Tunega und Tesar waren vor 70 Jahren nach einem Prozess vor dem damaligen Staatsgericht in Bratislava hingerichtet worden. Im Mai 1949 beschuldigte das Gericht 60 Personen der Beteiligung an der "Weißen Legion". 48 Personen wurden verurteilt, davon drei zu lebenslänglicher Haft, die anderen auf zusammen 246 Jahren Kerker. Als der Vertreter der Staatsprokuratur umgehend Berufung einlegte, verschärfte der Oberste Gerichtshof in Prag die Strafen in dreimal Todesstrafe unbedingt, eine in lebenslängliche Haft und die übrigen in insgesamt 363 Jahre Gefängnis.

Am 10. Februar 1951 wies Staats- und Parteipräsident Klement Gottwald (1896-1953) die drei Gnadengesuche zurück, am 19. Februar wurden die Todeskandidaten aus dem Konzentrationslager in Leopoldov eskortiert nach Pressburg gebracht und tags darauf im Hof der Kreisgerichts der Reihe nach gehängt. Die Weiße Legion blieb im Untergrund bis 1955 aktiv, wobei Gewaltanwendung nicht ausgeschlossen wurde.