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Papst Franziskus hat vor internationalen Regierungsvertretern die sofortige Freilassung von Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi verlangt. Die verhafteten führenden Politiker des Landes müssten "umgehend freigelassen werden als ermutigendes Zeichen für einen ehrlichen Dialog zum Wohl des Landes", sagte er beim Jahresempfang für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter am Montag im Vatikan. Franziskus kritisierte, der Putsch in Myanmar habe den Weg der Demokratisierung der vergangenen Jahre in dem Land "jäh unterbrochen".

Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi war vor einer Woche zusammen mit zahlreichen anderen Politikern, aber auch kritischen Journalisten und Bürgerrechtlern festgesetzt worden. Die Armee begründete den Putsch mit angeblichem Betrug bei der Wahl vor drei Monaten, ohne jedoch Beweise vorzulegen. Die Militärführung ernannte ein neues Kabinett und verhängte einen einjährigen Ausnahmezustand. Staatsrätin Aung San Suu Kyi und ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatten auch die zweite freie, demokratische Wahl seit dem Ende der jahrzehntelangen Militärdiktatur mit einem Erdrutschsieg gewonnen.

Bereits beim Mittagsgebet am Sonntag hatte der Papst sich besorgt zur Lage in Myanmar geäußert und eine Rückkehr zur Demokratie gefordert. Franziskus hatte das Land 2017 selbst besucht.

Protestwelle für Demokratie

In Myanmar selbst hat derweil die Protestwelle für Demokratie am Montag mit einem Generalstreik das ganze Land erfasst. Hunderttausende Menschen gingen auch am dritten Tag der Proteste in Rangun, in Mandalay, in der Hauptstadt Naypyitaw und anderen Städten und Dörfern auf die Straße, während sich landesweit ganze Berufsgruppen dem Streik anschlossen.

In Rangun brachten Zehntausende Demonstranten am Montag den Verkehr zum Stillstand. Vor allem junge Leute brachten mit englischsprachigen Transparenten der internationalen Öffentlichkeit ihre Ablehnung der Militärherrschaft zum Ausdruck. "Zur Hölle mit der Diktatur"; "Ihr habt euch mit der falschen Generation angelegt" oder "#wir brauchen Demokratie" war dort auf Fotos in den Sozialen Medien zu lesen. Aus den Industriegebieten von Rangun zogen Tausende Arbeiter zu den Protestveranstaltungen in der Innenstadt, wie das Portal "Frontier Myanmar" meldet.

Bischof mit Drei-Finger-Gruß

In Mandalay waren der katholische Erzbischof Marco Tin Win und viele Priester unter den Demonstranten, wie Kardinal Charles Bo, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von Myanmar, am Montag twitterte. Zum Zeichen ihrer Solidarität gegen den Militärputsch hätten auch sie den Drei-Finger-Gruß als Symbol des Widerstands gezeigt. Kardinal Bo teilte auch die Botschaft des Ordens der Schwestern vom Guten Hirten: "Wir stehen zu unserem Volk! Wir unterstützen gewaltfreie Demonstranten!"

Im westlichen Teilstaat Chin unterstützen Kirchen mit Essen und Unterkünften Beamte, die sich am Generalstreik beteiligen, berichtet "Frontier Myanmar". 90 Prozent der rund 500.000 Chin sind Christen; sie gehören mehrheitlich protestantischen Kirchen an.