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Inmitten der italienischen Regierungskrise haben sich die katholischen Bischöfe des Landes mit einem mahnenden Appell zu Wort gemeldet. Man verfolge die aktuelle Entwicklung "aufmerksam und mit Sorge", sagte Kardinal Gualtiero Bassetti am Dienstag. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz sprach von einer "prekären Situation". Er forderte die Politiker auf, "im Dienste der Bürger, die jeden Tag in ganz Italien still und fleißig arbeiten, gemeinsam eine Lösung zu finden".

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat am Dienstag - zwei Wochen nach dem Bruch der Regierungskoalition - seinen Rücktritt eingereicht. Auslöser des Streits waren Differenzen über die Verteilung milliardenschwerer EU-Hilfsgelder. Staatspräsident Sergio Mattarella bat Contes Regierung, vorerst im Amt zu bleiben.

Die Kirche stehe keiner bestimmten Partei nahe, betonte Bassetti. "Was uns am Herzen liegt, ist das Wohl eines jeden Menschen." Und gerade angesichts des Corona-Notstands gebe es "viele kritische Fragen", auf die dringend Antworten gefunden werden müssten. Die Aufgabe der Bischöfe sehe er vor allem darin, den Schwächsten der Gesellschaft beizustehen. Der Kardinal äußerte sich zu Beginn einer Videoschalte des Ständigen Rates der Bischofskonferenz.

Die sozioökonomische Krise des Landes biete Anlass zu wachsender Sorge, so der Erzbischof von Perugia. Die Corona-Restriktionen brächten "dramatische Kollateralschäden" mit sich: Einsamkeit, soziale Isolation, eine Zunahme psychischer Krankheiten, Suizide. Millionen Familien seien überschuldet und drohten in die Fänge von Kredithaien zu geraten.

Die nächsten Monate seien entscheidend für den Wiederaufbau des Landes, mahnte Bassetti. "Es ist klar, dass dabei eine Reihe von strukturellen Problemen, die schon lange bekannt sind und lange unterschätzt wurden, unverzüglich angegangen werden müssen." Die Situation verlange ein koordiniertes politisches Vorgehen, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal zu nutzen.