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Die engen historischen wie gegenwärtigen Beziehungen Ungarns mit der Orthodoxie und dem Ökumenischen Patriarchat im Besonderen hat der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) betont. Die Orthodoxie gehöre gewissermaßen zur "DNA" Ungarns, so der Metropolit. Er äußerte sich am Wochenende im ungarischen Beloiannisz, wo er Zsolt Füzesi zum Diakon weihte. Er dankte dem jungen Mann für seine Entscheidung, sein Leben der Kirche für den Dienst an den Menschen zu schenken und in den Klerus der Metropolis von Austria und des Exarchats von Ungarn des Ökumenischen Patriarchats einzutreten.

Der Metropolit hob die enge Verbindung zwischen Ungarn und Konstantinopel hervor, sichtbar an den Beispielen des heiligen Königs Stephan I. (975-1038) und des heiligen Bischofs Hierotheos, der im 10. Jahrhundert von Konstantinopel aus nach Ungarn kam, um zu missionieren. Bartholomaios I. hat im Jahr 2000 Hierotheos und König Stephan I. zu Heiligen der orthodoxen Kirche des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel ernannt.

Exarchat von Ungarn

Zur griechisch-orthodoxen Diözese von Österreich gehört auch Ungarn. Die offizielle Bezeichnung lautet "Metropolis von Austria und Exarchat von Ungarn und Mitteleuropa". Metropolit Arsenios ist Exarch von Ungarn. In Ungarn gibt es zwischen 8.000 und 10.000 Gläubige, die dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel - der griechisch-orthodoxen Kirche - zuzurechnen sind.

Als ständiger Vertreter von Metropolit Arsenios wirkt in Ungarn Weihbischof Paisios (Larentzakis). Ihm stehen für die Seelsorge acht Geistliche zur Verfügung. Kirchen und Kirchengemeinden gibt es in Budapest, Beloiannisz, Szigetszentmiklos, Karcag, Kecskemet und Szentes.

Die ungebrochene ostkirchliche Tradition in Ungarn lässt sich bis vor die Zeit der Kirchenspaltung von 1054 zurückverfolgen. Die jüngere Geschichte der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn beginnt im 18. Jahrhundert. Nach der habsburgischen Wiedereroberung Ungarns Ende des 17. Jahrhunderts kamen viele orthodoxe Immigranten aus den weiterhin osmanischen Gebieten in das heutige Ungarn. Orthodoxe Kaufleute griechischer und balkanromanischer (Vlachen) Herkunft errichteten in Budapest eine erste Kirche - die Marienkirche. Diese wurde 1922 Sitz der neuen mitteleuropäischen Metropolis des Ökumenischen Patriarchats.

Die Metropolis hatte aber in dieser Form nur kurz Bestand. Nach der sowjetischen Besetzung Ungarns 1945 übergab dessen kommunistische Führung das Gotteshaus an das Moskauer Patriarchat. Das war auch das Ende für die griechisch-orthodoxe Metropolis in Ungarn. Zugleich erfolgte ein letzter Zuwachs an Griechisch-orthodoxen, als in den 1940er/50er-Jahren nach dem Ende des griechischen Bürgerkriegs viele Anhänger der Kommunisten in die sogenannten "sozialistischen Länder", auch nach Ungarn, emigrierten.

Eine ungarische Jurisdiktion Konstantinopels wurde erst 1963 wieder errichtet und der Metropolis von Österreich als Exarchat angeschlossen. Dieses Exarchat bestand jedoch bis zur politischen Wende von 1989/90 nur auf dem Papier. Erst dann konnte der Wiener Metropolit Michail Staikos (1991-2011) eine Seelsorge für die zahlreichen Flüchtlinge aus dem griechischen Bürgerkrieg (1946-49) und ihre Nachkommen in Ungarn organisieren. Nicht zurückgegeben wurde Staikos aber der Budapester Mariendom, obwohl er sich an alle Instanzen der ungarischen Justiz wandte.

Auch Metropolit Arsenios konnte in der Causa bislang keine Fortschritte erzielen. Gottesdienste feierte er in der ungarischen Hauptstadt bisher in einer kleinen Kapelle, die den Heiligen Hierotheos und Stephanus geweiht ist. Heute weisen die dem Metropoliten von Austria und Exarchen von Ungarn unterstehenden orthodoxen Gemeinden in Ungarn wieder ein leichtes Wachstum auf.