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"Ich wünsche mir einen Zauberstab, um drei Worte für immer auszulöschen: Hass, Gewalt und Rache." - Diese Worte stammen von Marcello Martini (1930-2019). Der Italiener geriet 1944 als 14-Jähriger in die Fänge der SS, weil er der Sohn eines Widerstandskämpfers war, und landete in der Folge in den Konzentrationslagern Mauthausen, Wiener Neustadt und Hinterbrühl. Mit seinem letzten Willen setzte Martini ein Zeichen für Vergebung und Versöhnung. Er wünschte sich, dass ein Teil seiner Asche auf dem ehemaligen KZ-Gelände von Hinterbrühl beigesetzt wird. Das geschah im Oktober 2020. In einer feierlichen Zeremonie wurde auch ein Gedenkstein zu seinen Ehren enthüllt und er wurde zum Ehrenbürger von Hinterbrühl ernannt.

Ermöglicht hat das der Einsatz von P. Jakob Mitterhöfer. Der Steyler Missionar und Altpfarrer der Marktgemeinde Hinterbrühl war ein enger Freund von Martini. In seinem Buch "Mit 14 Jahren im KZ" lässt Mitterhöfer die Geschichte seines Freundes weiterleben. Und auch im neuen Religionspodcast, der u.a. auf www.katholisch.at abrufbar ist, erzählt Mitterhöfer über seinen Freund Marcello.

Marcello Martini habe, als er gerade erst ein Jugendlicher war, bereits die Hölle durchgemacht. Und trotzdem: "Er ist ein Mensch geworden, der keinen Hass verspürt hat, keine Rachegedanken, sondern nur für Versöhnung und Verständigung gelebt hat. Das hat mich sehr fasziniert", so Mitterhöfer.

Martini musste als KZ-Häftling im Bergwerk Seegrotte, einem der vielen Außenlager des KZ-Mauthausen, am Bau der "Volksjäger" He-162 mitarbeiten. Er überlebte das Lager und nach dessen Auflösung den achttägigen Todesmarsch über 200 Kilometer zurück nach Mauthausen. Nach der Befreiung von Mauthausen am 5. Mai 1945 kehrte Martini zurück nach Italien. 20 Jahre später nahm er 1965 erstmals an den Befreiungsfeiern in Mauthausen teil. Erst nach seiner Pensionierung 1984 begann er das im KZ Erlebte aufzuarbeiten, hielt Vorträge und besuchte immer öfter Mauthausen und Hinterbrühl. Dort hatte die Pfarre einen Teil des ehemaligen Lagers erworben und eine Gedenkstätte errichtet.

P. Mitterhöfer erinnerte sich im Podcast daran, dass das Konzentrationslager Hinterbrühl für Martini ein kostbarer Ort geworden war. Dort habe er so viel gelitten, aber auch so viel an Solidarität erfahren. Auch nur einen Tag überlebt zu haben, sei ein Erfolg gewesen.

Eine Basis für die enge Freundschaft der beiden Männer war Mitterhöfers Beziehung zu Italien. Der 1936 im burgenländischen Forchtenstein geborene Mitterhöfer studierte und promovierte im Fach Theologie an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. In Rom wurde er 1963 auch zum Priester geweiht. Der Gedanke, über seinen Freund Marcello Martini ein Buch zu schreiben, reifte schon lange in ihm. Im Jahr 2019 kam es schließlich dazu, Marcello Martini und seine Geschichte sollten weiterleben. Immer weniger KZ-Überlebende könnten aus erster Hand über ihre Zeit im Konzentrationslager berichten. Um ihr Zeugnis weiterleben zu lassen, nahm P. Mitterhöfer auch die Kirche in die Pflicht.

Die zweite und erweiterte Auflage des Buches "Mit 14 Jahren im KZ. Das Leben des Marcello Martini" erschien im Jahr 2020. Darin finden sich, neben der Lebensgeschichte von Marcello Martini, auch viele Fotos von ihm, seiner Familie und jener Zeremonie, bei der er zum Ehrenbürger von Hinterbrühl wurde.

Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast ist nicht nur auf www.katholisch.at, sondern auch auf www.studio-omega.at, auf "https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com" sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts, auf Spotify und auf Youtube (https://www.youtube.com/channel/UCwJ-QjJFPX4EGRuHBHsIJJQ/featured) abrufbar.