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Für ein Resettlement-Programm für Flüchtlinge mit Asylstatus aus den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen hat sich Bischof Wilhelm Krautwaschl ausgesprochen. In Europa würden "Werte, die unsere Kultur ausmachen, mit den Füßen getreten", wenn Flüchtenden ihr Recht auf ein menschenwürdiges Leben genommen werde, kritisierte der steirische Oberhirte am Samstagabend bei einem Besuch des Protestcamps für Moria auf dem Grazer Friedensplatz. Hilfe vor Ort und Toleranz bei der Aufnahme seien vonnöten, wobei in Österreich und der Diözese Graz-Seckau viele Menschen - "darunter auch verschiedene Institutionen, Gemeinden und Pfarren" - sich für die Aufnahme, Versorgung mit Wohnungen und Betreuung in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen bereiterklärt hätten, unterstrich der Bischof.

Eindringlich verurteilte der Bischof die hoffnungslose Situation in den Lagern auf den griechischen Inseln sowie in Bosnien. Flüchtende müssten an vielen Orten in Europa in Zeltstädten im Schlamm, nassen Unterkünften und mit schlechten Sanitäreinrichtungen leben, was mit Menschenwürde nur mehr wenig zu tun habe. "So leben zu müssen, können wir uns alle nicht vorstellen", so Krautwaschl. Alle Menschen seien Geschöpfe Gottes und hätten eine unverletzliche Würde, mit der auch ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben und die Chance, Fähigkeiten und Talente zu entfalten, verbunden sein müssten. Eine Aufnahme in Österreich nach dem Beispiel des früheren Umgangs mit Familien aus Syrien halte er daher für sinnvoll.

Die verschiedenen christlichen Kirchen wollten - und zwar unabhängig von der Flüchtlings- und Asylpolitik der Bundesregierung - gemeinsam "ein Zeichen setzen und die Erlaubnis bekommen, vor allem unbetreute Kinder und Jugendliche aus den Lagern auf Lesbos bei uns in Österreich über diese kalte und nasse Jahreszeit zu bringen", erklärte in einer Aussendung der Diözese der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz. Über alle finanzielle Unterstützung, die die Bundesregierung schon geleistet habe, sei diese "menschliche und christliche Tat der ganz konkreten Hilfe hier bei uns" vonnöten, so der Vorsitzende des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Man wolle auch ein Beispiel setzen, dem dann auch andere Länder folgen könnten.

Bei seiner Forderung nach einer Verbesserung der Lage vor Ort verwies Bischof Krautwaschl auf die bereits laufenden Aktivitäten der Caritas der Diözese Graz-Seckau vor allem in den bosnischen Flüchtlingslagern. Die kirchliche Hilfsorganisation betreibt seit 2018 in der Stadt Bihac eine Wäscherei mit Spenden aus Österreich, wobei drei Angestellte täglich 100 Erwachsene und Kinder im Flüchtlingslager Borici mit frischer Wäsche versorgen. Eine Großküche des Roten Kreuzes, die ebenfalls in Bihac im Lager Bira täglich bis zu 3.000 Menschen mit einem warmen Essen versorgt, unterstützt die Caritas in den nächsten drei Monaten mit Lebensmitteln. Weiters versorgt die Caritas im Flüchtlingslager Lipa einen Teestand mit Tee, Zucker, Pappbecher und Löffel, sowie in Bihac eine Obdachlosen-Küche der Mutter-Teresa-Schwestern mit Lebensmitteln. Die Ordenseinrichtung kocht sechsmal wöchentlich je 100 warme Essensportionen für Flüchtlinge, die außerhalb der Camps in Wäldern leben.

Ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik hatten zuletzt mehrere österreichische Bischöfe eingefordert und Solidarität mit Protestaktionen gegen die Situationen in den Flüchtlingslagern bekundet, darunter u.a. der Bischofskonferenz-Vorsitzende Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn, der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, der sich im Dezember selbst vor Ort auf der Insel Lesbos ein Bild vom Elend der Flüchtlinge gemacht hatte. Auch die Katholische Aktion Österreichs und die Ordenskonferenz unterstützen entsprechende Forderungen von Hilfsorganisationen zur Aufnahme von Flüchtlingen.