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Als "eindrucksvolles Vorbild" gerade in der Zeit der Corona-Pandemie hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics am Sonntag in Güssing den bisher einzigen Seligen des Burgenlandes, den Arzt Ladislaus Batthyany-Strattmann (1870-1931), gewürdigt. Battthyany starb vor 90 Jahren - am 22. Jänner 1931 - und wurde 2003 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Seine letzte Ruhestätte hat er in der Güssinger Familiengruft. Die Gedenkmesse musste im kleinsten Kreis stattfinden, wurde aber im Livestream übertragen.

Es sei mehr als angebracht, gerade heute auf das Leben und Wirken des seligen Ladislaus zu schauen "und von diesem Familienvater, Arzt und Christen in Zeiten der Pandemie, mit so vielen Kranken und Toten bei uns und weltweit, in Zeiten großer Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft zu lernen und ihn um seine Hilfe und Fürsprache zu bitten", sagte Zsifkovics. Von Batthyany lernen könne man besonders, was Zuwendung zum Mitmenschen - besonders Kranken und Alten -, Miteinander - in Familie, Kirche, Gesellschaft - sowie Solidarität und Nächstenliebe bedeuteten. Denn "wir sind mehr denn je in Gefahr, diese Haltungen zu verlieren", warnte der Bischof.

Die Pandemie habe Mängel im Gesundheitssystem und bei der Betreuung Kranker ans Licht gebracht, denn "neben einer guten medizinischen Versorgung sind die Zuwendung und der Beistand der Kranken von größter Bedeutung; das ist schon die halbe Heilung", so Zsifkovics.

Zuwendung statt Beihilfe zur Selbsttötung

Der Eisenstädter Bischof übte Kritik an der jüngsten Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs, wonach die Hilfeleistung zum Selbstmord nicht mehr verboten werden dürfe: "Braucht unsere moderne und kalte Welt nicht mehr denn je gerade diese Zuwendung und Nähe zum Mitmenschen sowie eine 'Kultur des Beistands' - und nicht eine Beihilfe zur Selbsttötung?" Es bleibe für ihn unverständlich, so Zsifkovics, "warum unsere Höchstrichter diesem Dammbruch zugestimmt haben. Jetzt muss die Politik den Schaden beheben."

Was die Pandemie hingegen zeige, sei Einsatzbereitschaft und Großzügigkeit des Personals im Gesundheitswesen, der Ehrenamtlichen, der Priester, Ordensleuten und anderer, die "mit Professionalität, Opferbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Nächstenliebe vielen Kranken und ihren Familienangehörigen geholfen" hätten. Ihnen, den "Engeln des Alltags", sage er "Danke und Vergelt's Gott", so Zsifkovics.

Miteinander und Abkehr vom Neid

Im Blick auf das aktuelle Jubiläum "100 Jahre Burgenland" appellierte der Bischof zu einem Miteinander und einer Abkehr vom Neid. Kritik übte Zsifkovics am aufkeimenden Egoismus in Zeiten der Corona-Pandemie - "der Neid und Kampf um die Impfungen ist nur ein Beispiel dafür".

Zsifkovics erinnerte, dass das Burgenland vor 100 Jahren noch ein Armenhaus gewesen sei: "Es wäre heute wohl nicht ein gleichwertiges Bundesland Österreichs und eine aufstrebende Region im Herzen Europas, hätten unsere Väter und Mütter, Großväter und Großmütter trotz der beiden schrecklichen Weltkriege mit ihren Opfern, einer großen Auswanderungswelle nach Amerika, trotz Armut, politischer, konfessioneller, sprachlicher und anderer Unterschiede nicht die Zusammenarbeit gesucht." Die Herausforderungen hätten sie nur im Miteinander bewältigen konnten; "gerade dieses Miteinander ist heute in Gefahr."

"Arroganz der Menschen"

Im Blick auf die Pandemie verwies der Bischof auf den Molekularbiologen Giulio Superti-Furga über den Ursprung des Coronavirus und über seine Verbreitung. Mitschuld sei auch die "Arroganz der Menschen", die für Christen auch mit der Trennung von Gott und Mensch zu tun habe. "Ich glaube, es ist nicht falsch zu sagen, dass die Arroganz der Menschen, ihre Art, mit Tieren umzugehen, ihre Gier, überallhin zu reisen, immer mehr Geschäfte zu machen, auch Geschäfte mit Wildtieren zu machen, dass all das die Verbreitung des Virus begünstigt", zitierte Zsifkovics den Wissenschaftler. Arroganz und Gier des Menschen seien das Gegenteil von Solidarität und Nächstenliebe, und sie hinterließen tiefe Negativ-Spuren im Menschsein und auch im Christsein. Eine Antwort der Schöpfung sei der Klimawandel.

Gefragt sei ein anderer Lebensstil, in dem Solidarität und Nächstenliebe zentral sein müssten. Vorbild sei der selige Ladislaus, der "Arzt der Armen" genannt werde, weil er "in seinen Mitmenschen und Patienten immer Christus gesehen" habe, schloss der Bischof: "Er hat als Augenarzt nicht nur Menschen das Augenlicht zurückgegeben, sondern er hatte auch offene Augen für die körperliche und seelische Not der Menschen." Solidarität und Nächstenliebe seien in dieser Pandemie mit ihren schweren wirtschaftlichen Folgen gefragt; Arbeitslosigkeit, ein "weithin aufgeblasener Lebensstil" und neue Formen der Armut seien Warnrufe, sich auf diese Haltungen zu besinnen.

"Arzt der Armen" im Burgenland

Ladislaus Fürst Batthyany-Strattmann (1870-1931) war ein Arzt aus der ungarischen Adelsfamilie Batthyany. Er wurde am 23. März 2003 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Am 23. März 2008, dem fünften Jahrestag der Seligsprechung, wurde vom Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die "Dr. Ladislaus Batthyany-Strattmann - Gebetsgemeinschaft" zur Heiligsprechung des Arztes der Armen kirchlich approbiert.

Batthyany-Strattmann, der aus einer kinderreichen ungarischen Familie stand, wirkte als "Arzt der Armen". In den von ihm gegründeten Spitälern in Kittsee im Burgenland und Körmend in Ungarn behandelte er seine Patienten unentgeltlich, den Ärmsten soll er auch Geld gegeben haben.

Batthyany wurde bereits Zeit seines Lebens von vielen Menschen als Heiliger verehrt. Er starb 1931 im Zuge einer Krebserkrankung im Sanatorium Löw in Wien. Sein Leichnam wurde in der Familiengruft in der Klosterkirche der Franziskaner in Güssing beigesetzt, die nach der Kapuzinergruft in Wien als zweitgrößte Familiengruft in Österreich gilt.