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Der Präsident der Europäischen Gesellschaft für Theologie, Milos Lichner, hat die Bedeutung der theologischen Forschung für die Zukunft des christlichen Glaubens hervorgehoben. Glaube müsse gelebt, gleichzeitig aber auch intellektuell vertieft werden, sagte der Tyrnauer Theologe laut slowakischen Medien (Mittwoch). Heute stünde man Fragen gegenüber, bei denen man sich auf die lebendige Tradition der Kirche verlassen müsse; "damit unser Glaube lebendig und verständlich bleibt, müssen wir viele Themen auch intellektuell erfassen", so der Jesuit. Deshalb benötige es Fachleute, die die "in uns liegende Hoffnung" auch intellektuell begründen könnten.

Lichner - er ist Prorektor für Auslandsbeziehungen der Universität Trnava - äußerte sich anlässlich der Präsentation des Tagungsbandes zum internationalen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Theologie, der im Sommer 2019 in Bratislava stattgefunden hatte. 240 Expertinnen und Experten aus 25 Ländern und von mehr als 50 Universitäten tauschten sich damals zum Thema "Hoffnung" aus. Die Beiträge zu dem Kongress sind jetzt im deutschen LIT Verlag auf mehr als 700 Seiten in englischer Sprache erschienen. An der Konferenz hatte unter anderen auch der mittlerweile zum Kardinal ernannte Vorsitzende der EU-Bischofskommission ComECE, Jean-Claude Hollerich, teilgenommen.

Lichner war bei der Tagung vor eineinhalb Jahren zum Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Theologie gewählt worden. Der nächste internationale Kongress der Vereinigung soll nach derzeitigem Stand der Planungen Ende August an der deutschen Universität Osnabrück stattfinden und sich mit Fragen der Ökologie, Schöpfung und Transformation beschäftigen. (Info: www.esctcongress2021.uos.de)

Internationale akademische Kontakte

Auf dem Pressburger Kongress hätten die Slowaken partnerschaftliche und akademische Beziehungen mit den ausländischen Partnern knüpfen können, so Lichner, der vor allem durch seine Kontakte mit dem Vatikan und dem Judentum bekannt geworden ist. Nach dem Sturz des Kommunismus seien kirchliche Organisationen aus dem Westen den slowakischen Theologen zu Hilfe gekommen, hätten Computer und Bücher zur Verfügung gestellt sowie Studienaufenthalte im Ausland ermöglicht. Nicht zuletzt der Kongress in Bratislava habe bezeugt, "dass dies keine Fehlinvestition gewesen" sei.

Dozent Bohdan Hrobon von der Universität Trnava fügte hinzu, jahrzehntelang seien die slowakischen Theologen durch den Kommunismus "von qualitativ hochwertigen Quellen und Kontakten abgeschnitten gewesen und nicht zu einer rechtschaffenen Theologie angeleitet worden". Nunmehr jedoch habe man "keine Ausrede mehr und es wachsen Fachleute heran, die auch von der Welttheologie zunehmend ernstgenommen werden".