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"Orden haben einen Riecher für die Nöte der Zeit und sie stellen sich ihr mit persönlichem und auch oft genug politischem Einsatz, um Dinge durchzusetzen." Das betont der in der Erzdiözese Wien als Bischofsvikar für die Orden zuständige P. Gerwin Komma im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Orden seien letztlich entstanden, "um auf Gott und die Verwirklichung seines Reiches hin zu leben, die Sehnsucht, aus dem Geist des Evangeliums heraus ins Leben umzusetzen, Jesus nachzufolgen und auch seine Botschaft von Liebe und Barmherzigkeit nicht nur zu verkünden, sondern auch zu leben und zwar ganz bewusst zurück in Gemeinschaft." Je besser dabei dem Heil der Menschen gedient wird, desto heilsamer werde die Präsenz von Ordensleuten.

Zur Frage, weshalb viele Orden kleiner würden, einige wenige hingegen regen Zulauf hätten, meinte Komma: "Das ist schwer zu sagen. Die Gegebenheiten der Weltkirche sind jedenfalls sehr verschieden. Gott sei Dank haben unsere Sozialsysteme mindestens so viel von uns Christen gelernt, dass es heute die entsprechenden Berufsmöglichkeiten auch gibt, ohne in einen Orden eintreten zu müssen." In diesem Zusammenhang habe die Säkularisierung durchaus seine positiven Nebeneffekte, so Komma. Wenn man den Blick über Europa hinaus weite, dann sehe man, "dass es blühende Orden gibt. Bei uns in Europa momentan leider nur sehr vereinzelt."

In der Erzdiözese Wien gibt aktuell es 57 männliche Ordensgemeinschaften mit 579 Patres und Brüdern. Bei den weiblichen Ordensgemeinschaften sind es 48 mit 886 Schwestern. Dazu kommen sieben Säkularinstitute mit 43 Mitgliedern. Während Ordensmänner in rund der Hälfte der Pfarren in der Erzdiözese Wien als Priester tätig sind, arbeiten die Ordensfrauen neben ihrem ehrenamtlichen Seelsorgedienst vor allem in Schulen, Krankenhäusern und im Sozialbereich.

In der Erzdiözese Wien gibt es zudem 76 von Orden betriebene Schulen mit 18.000 Schülerinnen und Schülern. Weiters werden rund 3.000 Kinder in Kindergärten und Horten betreut. Zum Bereich der Bildung gehört zudem auch die Theologische Hochschule in Heiligenkreuz. Dazu kommen sieben Ordenskrankenhäuser in Wien, die ein Fünftel der Wiener Spitalsbetten abdecken. Weiters gibt es zahlreiche Alten- und Pflegeeinrichtungen, die von Ordensleuten betrieben werden. Bischofsvikar Komma: "Sicher ist die Anzahl der dort hauptamtlich tätigen Schwestern oder Brüder im Verhältnis zum Personalstand gering, aber diese Einrichtungen sind vom Geist der Orden getragen."

P. Komma, der selbst dem Jesuitenorden angehört, äußerte sich im Vorfeld des kirchlichen Tages des geweihten Lebens (2. Februar). Dazu findet bereits am Sonntag, 31. Jänner, um 15 Uhr im Wiener Stephansdom eine Vesper statt. Bischofsvikar Komma wird dem nicht öffentlich zugänglichen Gottesdienst vorstehen, der coronabedingt in kleinster Besetzung abgehalten wird. Die Vesper wird aber im Livestream (https://radioklassik.at/) übertragen.