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Der für März geplante Besuch von Papst Franziskus im Irak wird nicht nur die kleine christliche Minderheit im Land stärken, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung von Christen und Muslimen leisten. Das ist zumindest die Hoffnung von P. Karam Qasha. Er ist der chaldäischen Pfarrers der christlichen Kleinstadt Telskof in der nordirakischen Ninive-Ebene. Telskof hat einen starken Österreich-Bezug.

Wie P. Karam Qasha laut dem jordanischen christlichen Nachrichtenportal "abouna.org" sagte, sei der Besuch des Papstes ein Zeichen, dass die Kirche ihre Gläubigen nicht im Stich lässt. Franziskus werde so nicht nur dazu beitragen, "die Wunden der zerrissenen christlichen Gemeinde des Landes zu heilen", sondern auch die Bemühungen zur Wiederherstellung des Vertrauens in die muslimische Bevölkerung vorantreiben.

Der Vatikan hat am Montag das offizielle Programm der von 5. bis 8. März geplanten Reise von Papst Franziskus veröffentlicht. Stationen sind demnach Bagdad, Nadschaf, Ur, Erbil sowie Mossul und Karakosch.

Der Besuch des Papstes gilt freilich laut dem chaldäischen Geistlichen nicht nur dem Irak, sondern dem ganzen Nahen Osten, wo sich die christliche Minderheit - sei es in ihrer angestammten Heimat lebend oder bereits als Flüchtlinge entwurzelt - enormen Herausforderungen gegenübersieht. Allein für den Irak wies P. Qasha darauf hin, dass höchstens noch 300.000 Christen im Land leben. Vor dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten 2003 waren es noch wesentlich mehr. Die Schätzungen beliefen sich auf bis zu 1,5 Millionen.

Große Hoffnungen setzte Qasha auch in das geplante Treffen des Papstes mit Schiiten-Oberhaupt Großajatollah Ali al-Sistani. Diese Begegnung könne den Friedensprozess und die Versöhnung zwischen Christen und Muslimen bestärken.

Der chaldäische Priester erinnerte daran, dass beim Vorrücken des IS nach Mossul und in die Ninive-Ebene 2014 noch vor der Ankunft der Terroristen manche örtliche Muslime mit der Vertreibung der Christen und der Plünderung von deren Häusern begonnen hätten. Die Christen hätten so das Vertrauen in ihre muslimischen Nachbarn verloren. Doch auch mit diesem Menschen die Versöhnung zu suchen liege in der Natur des Christentums, so P. Qasha.

Korruption eindämmen

Schließlich zeigte sich der Pfarrer von Telskof auch vorsichtig optimistisch, dass der Besuch von Papst Franziskus bei den Verantwortlichen ein Umdenken hinsichtlich der grassierenden Korruption im Land einleiten könnte. 80 Prozent der Bevölkerung des Irak müssten in Armut leben, was überhaupt nicht notwendig wäre, so der Priester. Denn der Irak sei grundsätzlich kein armes Land.

Zur P. Qashas Pfarre Telskof gibt es einen starken Österreich-Bezug. Die Kleinstadt Telskof und der benachbarte Ort Baqofa waren in den vergangenen Jahren der Schwerpunkt der "Aktion Heimkehr - Hilfe für Christen im Nahen Osten". Im Rahmen dieser gemeinsamen Initiative der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), Initiative Christlicher Orient (ICO), Christen in Not (CiN) und der Kardinal König Stiftung wurden zahlreiche christliche Heimkehrer dabei unterstützt, ihre vom IS zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Zudem wurde die Infrastruktur erneuert und lokale Wirtschaftsprojekte wurden finanziert, damit die Christen vor Ort eine Lebensgrundlage haben. Über die ICO läuft auch seit rund einem Jahr eine Pfarrpartnerschaft zwischen Telskof und der niederösterreichischen Pfarre Herzogenburg.