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Der Vatikan hat zu einer friedlichen und raschen Beilegung der Spannungen in Myanmar aufgerufen. Jene, die die Verantwortung im Land hätten, müssten sich in den Dienst von Gemeinwohl, Menschen- und Bürgerrechten sowie sozialer Gerechtigkeit und Stabilität stellen, erklärte der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats zur Krise in Myanmar am Freitag in Genf. Konkrete Adressaten wie die Armeeführung nannte der Vatikandiplomat nicht.

Der Heilige Stuhl verfolge die Entwicklungen aufmerksam und mit "großer Besorgnis", sagte Jurkovic. Es gelte, alles beiseite zu räumen, was einem Dialog und dem "gegenseitigen Respekt der Menschenwürde" im Wege stehe. Ziel müsse ein harmonisches, demokratisches und friedliches Zusammenleben sein.

Nach dem Putsch vom 1. Februar gehen in Myanmar weiterhin Anhänger der entmachteten Regierung von Aung San Suu Kyi ungeachtet des harten Vorgehens des Militärs auf die Straße. Die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Nada al-Nashif lobte in Genf den Mut der Demonstranten. Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in dem südostasiatischen Land, Tom Andrews, verlangte Sanktionen gegen die Militärführung. Auch das EU-Parlament in Straßburg rief zu mehr Druck auf die Armee und zu Sanktionen auf.

Indes stellen sich immer mehr Beobachter die Frage, warum das Militär überhaupt putschte, das dank einer von den Generälen maßgeschneiderten Verfassung ohnehin ein Staat im Staate ist. Der Armee sind ein Viertel der Parlamentssitze, ein Vizepräsident und das alleinige Sagen in den sicherheitsrelevanten Ministerien für Inneres, Verteidigung und Grenzschutz garantiert. Ein Grund könnte in der Rivalität zwischen Aung San Suu Kyi und Armeechef Min Aung Hlaing liegen, heißt es. Hlaing wolle sich und der Armee über seine Pensionierung im Juni hinaus langfristig die Macht sichern, während Suu Kyi Staatsrätin und damit Regierungschefin bleiben wolle.

Wie es weitergeht in Myanmar, ist offen. Beide Seiten scheinen derzeit Kompromisse eingehen zu wollen. Die Junta sucht gegenwärtig ihr Heil bei den Religionen des mehrheitlich buddhistischen Myanmar: Generäle der Division Rangun besuchten nach dem Putsch Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Rangun. In Mandalay und Myitkyina, Hauptstadt des mehrheitlich christlichen Kachin, wurden Generäle in Kirchen gesehen, und in Myanmars Hauptstadt Naypyitaw beehrte Min Aung Hlaing ein buddhistisches Kloster mit seinem Besuch. Offenbar ergebnislos, wie die Aufrufe von Erzbischof Bo zum Widerstand gegen die Errichtung der Diktatur zeigen.