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Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat sich in einer Grußbotschaft an den russischen Außenminister Sergej Lawrow gewandt und die gemeinsamen Bemühungen um politischen und gesellschaftlichen Frieden betont. Kyrill würdigte Lawrows Arbeit für respektvolle und gut nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Staaten. Russland sei ein international verlässlicher Partner, Friedensstifter und Kämpfer gegen Terrorismus und Extremismus. Zugleich widersetze sich die Regierung den Versuchen verschiedener politischer Kräfte, "falsche Propaganda, Doppelmoral und Gewalt einzusetzen, um ihre eigenen momentanen Vorteile zu erzielen", so Kyrill wörtlich. Genauer ging er in der Grußbotschaft nicht darauf ein, welche politische Kräfte er hier meine.

Es sei zudem erfreulich festzustellen, so der Patriarch weiter, dass sich seit vielen Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem russischen Außenministerium und der russisch-orthodoxen Kirche entwickelt habe, die hoffentlich auch weiter bestehen werde; im gemeinsamen Bemühen um moralische Werte in der Gesellschaft sowie der Schaffung von Frieden und Harmonie unter den Völkern.

Der Moskauer Patriarch äußerte sich anlässlich des Tages der Diplomatie, der in Russland am 10. Februar begangen wird. Das Grußwort wurde im Informationsportal des Außenamts des Moskauer Patriarchats (www.mospat.ru) veröffentlicht. Die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirchen- zur russischen Staatsführung sind traditionell sehr eng. Erst vor wenigen Tagen gratulierte Präsident Wladimir Putin Patriarch Kyrill öffentlich in herzlicher Form zu dessen 12-jährigem Amtsjubiläum als Oberhaupt der russischen Orthodoxie.

Wie der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat der russische Patriarch vor Kurzem im Blick auf die Proteste gegen Präsident Putin und für den Oppositionellen Alexej Nawalny von einer "Krise der jungen Generation" gesprochen. Es sei zu sehen, wie "unsere Jugend nicht selten buchstäblich verrückt wird, wobei sie sämtliche Orientierung im Leben verliert". Dies könne schwere persönliche und gesellschaftliche Folgen haben.

Dabei verwies Kyrill auf den "riesigen Einfluss" der Medien, insbesondere Fernsehen und Internet. Um "zerstörerische Einflüsse" abwehren zu können, müssten bei Kindern "richtige Gedanken und richtige Überzeugungen" gebildet werden. Dabei seien vor allem die Eltern gefragt, erklärte der Patriarch.

Lob für Sonderpolizei "Omon"

Wesentlich drastischer äußerte sich Alexander Schtschipkov, der stellvertretende Leiter der Moskauer Synodalabteilung für die Beziehungen der Kirche zu Gesellschaft und Medien. Er bezeichnete die Angehörigen der Sonderpolizei "Omon" als den "besten Teil der russischen Jugend". Diese würden ihre Gesundheit opfern, um "uns zu beschützen". Überhaupt verhielten sich die Sicherheitskräfte "äußerst korrekt und vorsichtig".

Schtschipkov verwies zudem darauf, dass an den Protesten gar nicht viele junge Menschen teilgenommen hätten. Daher sei es falsch, die Jugend als oppositionell darzustellen. Schtschipkov kritisierte die Rolle der sozialen Netzwerke, aus denen sich eine "Flut der Propaganda" auf die Kinder ergossen habe. Er sprach zudem von einer "totalen Wäsche von Kindergehirnen".

Differenzierter äußerte sich Erzpriester Maxim Kozlov, ein Mitglied des Obersten Kirchenrats der Russischen Orthodoxen Kirche. Er sprach im TV den Mangel positiver Perspektiven in Russland an. Die Proteste zeigten seiner Ansicht nach, dass die "Solidarität in der russischen Gesellschaft mehrheitlich eine Illusion ist", mit dem aktuellen gesellschaftspolitischen Klima seien nicht alle zufrieden. Zwar würden die Pandemie und die Einschränkungen zu ihrer Eindämmung sich auf die Stimmung auswirken, das Hauptproblem sei aber das Fehlen eines "klaren positiven Projekts" für das Land. Dieses Gefühl sei bei jungen Menschen besonders verbreitet, so Kozlov.