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2017 wurden wieder mehr Kinder als im Jahr 2016 abgetrieben.
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In Deutschland werden wieder mehr Kinder abgetrieben. Das gab das Statistische Bundesamt (Wiesbaden) am 6. März bekannt. Demzufolge wurden im Vorjahr 101.209 ungeborene Kinder im Mutterleib getötet. Das ist ein Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zu 2016. In den vergangenen drei Jahren lag die Zahl der Abtreibungen jeweils bei unter 100.000: 2016 waren es 98.721 Abtreibungen, 2015 99.237 und im Jahr 2014 99.715. Im vergangenen Jahr waren 72 Prozent der Frauen bei ihrer Abtreibung zwischen 18 und 34 Jahre alt, 17 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre und acht Prozent 40 Jahre und älter. Der Anteil der unter 18-Jährigen lag bei drei Prozent. 96 Prozent der gemeldeten Abtreibungen wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Eine Beratung ist in Deutschland vor einer Abtreibung zwingend vorgeschrieben. Frauen erhalten danach einen Beratungsschein, der Voraussetzung für eine rechtswidrige, aber straffreie Abtreibung ist. Medizinische und kriminologische Indikationen waren in vier Prozent der Fälle der Grund. Die Abtreibungen erfolgten überwiegend ambulant – rund 79 Prozent in gynäkologischen Praxen und 18 Prozent ambulant im Krankenhaus. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (22.034) wurden in Nordrhein-Westfalen vorgenommen, gefolgt von Bayern (11.983), Berlin (9.649), Hessen (8.588) und Baden-Württemberg (8.584). Sieben Prozent der Frauen ließen die Abtreibung in einem Bundesland vornehmen, in dem sie nicht wohnen.

Lebensrechtlerinnen: Arbeit der Beratungsstellen muss überprüft werden

Die Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) und Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Linder (Weuspert im Sauerland), sieht nun die Politik in der Verantwortung. Sie sagte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Das Beratungsgesetz erfüllt damit offensichtlich nicht seinen beabsichtigten Zweck, nämlich Abtreibungen zu verhindern, indem man den Frauen im Schwangerschaftskonflikt wirksam hilft.“ Daher müsse geprüft werden, ob die Beratungsstellen im Sinne des Gesetzes handelten. Angesichts der „katastrophalen Statistiken“ wäre es ein verhängnisvoller Schritt, den Schutzparagrafen 219a StGB, der Werbung für Abtreibung untersagt, zu verändern oder abzuschaffen, betonte Linder. Im Deutschen Bundestag wird derzeit über eine mögliche Lockerung des Werbeverbots für Abtreibung diskutiert.

Neun von zehn Kindern mit Downsyndrom werden mittlerweile abgetrieben

Die Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), Christiane Lambrecht (Murnau bei Garmisch-Partenkirchen), sieht das ähnlich. Derzeit werde die Beratungsqualität und –zeit nicht überprüft: „Es kann nicht sein, dass eine Frau bereits nach fünf Minuten den zur Abtreibung berechtigenden Schein erhält.“ Als weiteren Grund für die steigenden Abtreibungszahlen sieht Lambrecht die Zunahme von Bluttests bei Schwangeren, durch die nach Erkrankungen wie Trisomie 21 gesucht werde: „Neun von zehn Kindern mit der Diagnose Downsyndrom werden mittlerweile abgetrieben.“

Weniger Kindestötungen im Mutterleib muss Thema Nummer eins werden

Die neue Bundesregierung müsse bessere Bedingungen für Familien schaffen, die Qualität in der Schwangerschaftsberatung erhöhen und für eine ausgewogene Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sorgen. Lambrecht: „Das Bewusstsein, dass jeder Mensch, ob geboren oder ungeboren, alt oder jung, behindert oder topfit, ,einer von uns’ ist, muss dringend neu geformt werden.“ Auch der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), zeigte sich entsetzt. Er schrieb auf Facebook: „Eine Großstadtbevölkerung wurde 2017 wieder mal einfach ,entsorgt’.“ Wie man zu weniger Kindestötungen im Mutterleib komme, müsse zum Thema Nummer eins der Bundesregierung werden.