page-header
Anzeige

Die positiven Auswirkungen des christlichen Glaubens würdigt „Der Tagesspiegel“ (Berlin) unter der Überschrift „Sieg des Christentums“: „Das Christentum ist keine aggressive Religion. Viele werden jetzt im Geist protestieren – ist im Namen des Christentums etwa nicht gemordet worden? Ja, natürlich. Aber mir ist keine Stelle des Neuen Testaments bekannt, auf die ein Mörder sich berufen könnte. Jeder Mörder, und mag er ein Kreuz vor sich hertragen, verrät die zentrale Utopie seines Glaubens, die Nächstenliebe. Dem christlichen Gott ist klar, dass er fast Unmögliches verlangt. Er verzeiht. Aber seine Botschaft ist klar. Aus den Geboten der Nächstenliebe und Feindesliebe ist die Idee der Menschenrechte entstanden. Sie ist das, was vom Christentum übrig bleibt, wenn man die Religion abzieht. Die Menschenrechte sind ein Gedanke der europäischen Aufklärung, undenkbar ohne das christliche Erbe. Dieser Gedanke ist heute die herrschende Ideologie, weltweit. Auch wenn viele nur noch auf dem Papier Christen sind, oder gar nicht mehr: Die Saat ist aufgegangen. Viele, die gegen Unterdrückung, Krieg, Hass und Hunger kämpfen, sind Christen, ohne es zu wissen.“

Die Zeit: Zu sanfte Weihnachtspredigten?

In der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ (Hamburg) erinnert sich der Journalist Christoph Dieckmann an seine Kindheit in der DDR: „Mein Vater war Pfarrer. In der sozialistischen Diktatur wurden die Kirchen gesetzlich toleriert, Christen jedoch vielfach benachteiligt. Gläubige galten als Leugner der Wahrheitslehre von Karl Marx, verdächtig der Opposition. Die materialistischen Ideologen erwarteten, dass die Religion aussterben werde wie ein Aberglaube. Weihnachten abzuschaffen gelang der Staatsmacht nicht. zu Heiligabend war die Kirche voll. Unser ganzes Dorf, ob christlich oder nicht, strömte zuhauf in den Gottesdienst... Die eigentliche Weihnachtsgabe, wurde uns eingeschärft, sei Gottes Geschenk an die Welt: seine Menschwerdung in Jesus Christus, zu unserer Erlösung. Theoretisch wusste ich das zu schätzen. Praktisch bevorzugte ich meine elektrische Eisenbahn. Später studierte ich selbst Theologie und wollte Pfarrer werden. Ich kritisierte meinen Vater: Deine Weihnachtspredigten sind zu sanft! Wenn die Kirche voll ist, muss man den Leuten die ganze schlimme Wahrheit über den Zustand der Welt vor den Kopf knallen! – Junge, sagte Vater, Evangelium heißt Frohe Botschaft. Das Schlimme wissen die Menschen schon.“

Welt am Sonntag: Die Weihnachtsgeschichte stimmt nicht

Die „Welt am Sonntag“ (Berlin) übt Kritik am Wahrheitsgehalt der biblischen Weihnachtserzählung: „Die Weihnachtsgeschichte ist unwahrscheinlich. Und sie stimmt nicht. Zwar gibt es keine andere Stelle im Neuen Testament, an der der Autor so bemüht wäre, ein Ereignis durch die Anbindung an historische Gestalten (Kaiser Augustus, den Statthalter Publius Sulpicius Quirinus und König Herodes) als realgeschichtlich zu beglaubigen wie die Weihnachtsgeschichte im Lukas- und im Matthäus-Evangelium. Doch die Einzelheiten passen nicht zusammen. Herodes starb schon im Jahre 4 v. Chr. Die Volkszählung hat also entweder früher oder gar nicht stattgefunden. Oder, das ist wahrscheinlicher, Jesus kam mehrere Jahre früher auf die Welt, als unser Kalender meint. Und wenn die Geschichte mit Ochs und Esel auf der Weide vor dem Stall authentisch ist, dann kann Jesus nicht im Dezember geboren worden sein. Denn in dieser Winterzeit standen Ochs und Esel im Stall. Warum dann Jesu Geburt am 25. Dezember? Wieder eine bezeichnende Ungereimtheit. Offensichtlich nutzten die frühen Christen das am 25. Dezember gefeierte Geburtstagsfest des römischen Sonnengottes Sol invictus (unbesiegte Sonne), um es christlich umzudeuten, um es in christlichem Gewand zu übernehmen. Und so fort: Wahrscheinlich war Jesu Geburtsort nicht Bethlehem, sondern Nazareth. Es ist auch nicht sicher, dass er in einem Stall zur Welt kam. Es könnte durchaus auch eine bessere Location, eine Herberge gewesen sein. Der Stern, dem die Heiligen Drei Könige, die man besser Magier aus dem Osten nennt, folgten, könnte eine Supernova gewesen sein, die im Jahre 5 v. Chr. im Sternbild des Adlers entflammte. Und nicht einmal die Jungfräulichkeit von Maria kann als gesichert gelten. Denn es ist auch denkbar, dass mit dem griechischen Wort parthenos einfach eine junge Frau gemeint war. Nichts passt zusammen, alles ist möglich. Die Weihnachtsgeschichte, das kann als sicher gelten, ist eine Konstruktion.“

Der Spiegel: Jesus, der Muslim

In seiner Titelgeschichte „Jesus, der Muslim“ Sucht „Der Spiegel“ (Hamburg) nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum: „Juden, Christen und Muslime führen ihre Religionen auf denselben Mann zurück, Abraham, arabisch Ibrahim. Er ist Monotheist und unterwirft sich dem Willen des einen Gottes, sogar seinen Sohn würde er opfern (Isaak, in der islamischen Überlieferung Ismail). Die Geschichten über ihn gehören für die Juden zur Tora, für die Christen zum Alten Testament – und für die Muslime zum Koran. Sie beten fünfmal am Tag zu Gott: ‚Segne Mohammed und seine Nachfolger, wie du Ibrahim und seine Nachfolger gesegnet hast.‘ Jesus und Mohammed, sie beide gelten den Gläubigen als Nachfahren Abrahams. Christen und Juden sind für Muslime ‚Leute des Buches‘, die sie respektieren. Wenn sie keine Fanatiker sind… Die großen Unterschiede werden trotzdem deutlich. Für Muslime ist Jesus nicht der Sohn Gottes, sondern ein besonderer Mensch, der Wunder wirkt, weil Gott es will. Er kann als Säugling sprechen und seine Mutter Maria von dem Vorwurf entlasten, sie habe heimlich mit einem Mann geschlafen.“ Unterschiede gebe es auch bei Jesu Kreuzigung und Auferstehung: „Und dann die Sache mit der Kreuzigung, eine Schlüsselerzählung des Christentums. Sie habe so nicht stattgefunden, sagt Jadali, der Imam: ‚Der heilige Koran lehrt, dass Jesus in Jerusalem nicht getötet und nicht gekreuzigt wurde. Er wurde in den Himmel erhoben. Der allmächtige Gott hat einem der Jünger Jesu gesagt, dass er ihm das genau gleiche Aussehen wie Jesus geben will, sodass er sich opfern kann an der Stelle von Jesus.‘ Und so sei es geschehen. Die Kreuzigung war demnach so etwas wie ein Fake, auf den die Römer und die Juden hereingefallen sind. Und nach ihnen die Christen.“

Süddeutsche Zeitung: Der Glauben an den Heiland

Die „Süddeutsche Zeitung“ (München) denkt über Marias Lobgesang, das Magnificat, nach: „Die Frau, die schwanger mit dem Heiland geht, kann nicht lesen und schreiben, darf nicht sprechen in der Synagoge. Aber diese Frau erhebt die Stimme und singt das Lied von der göttlichen Revolution: ‚Gott zerstreut die Hochmütigen. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Erniedrigten. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.‘ … Das Magnificat kann es an Radikalität und Wucht mit dem jungen Karl Marx aufnehmen, der verlangte, ,alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes Wesen ist’. Nur: Was für Marx Vollendung seiner Kritik an der Religion ist, das ist für Maria Anfang des Glaubens an den Heiland. Was bei Marx die Lehre ist, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, das ist für Christen die Lehre, dass Gott Mensch wird, in einem obdachlosen Kind. Dietrich Bonhoeffer hat das Lied der Maria ‚das revolutionärste Adventslied‘ genannt, das je gesungen wurde. Den meisten theologischen Deutern war das zu wild; sie machten Maria brav, reduzierten sie auf die jungfräuliche Gebärerin. Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Botschaft der Maria unter Blumenbergen begraben und vom Kerzenrauch verrußt. Aber die Weihnachtstexte lassen sich nicht zähmen, sonst wären sie vergessen.“

Westfalenpost: Die Versöhnung ist der Kern der Weihnachtsbotschaft

Die „Westfalenpost“ (Essen) sieht in der Weihnachtsgeschichte den Aufruf zur Menschlichkeit: „Die christliche Weihnachtsbotschaft kann uns dabei helfen. Sie sendet ein Zeichen der Liebe und der Hoffnung. Und wenn wir uns Zeit nehmen, wenn wir Atem holen, um uns einzulassen auf diese 2.000 Jahre alte Geschichte, dann wird etwas Tiefes und Heiliges spürbar. Ein Gefühl von Wärme und Zuversicht. Schließlich ist Versöhnung Kern der Weihnachtsbotschaft. Gott ist durch Christus selbst in diese Welt gekommen und hat Frieden mit ihr geschlossen, indem er den Menschen ihre Sünden nicht länger anrechnet. Gott hat uns dazu bestimmt, diese Botschaft der Versöhnung in der ganzen Welt zu verbreiten. Jeder ist eingeladen, mutig daran mitzuwirken.“

taz: Das Geheimnis der Jungfrauengeburt

Die linksalternative Tageszeitung taz (Berlin) vergleicht, wie die römisch-katholische und die evangelische Kirche die Jungfrauengeburt erklären: „Das Wichtigste an diesem Mythos scheint seine Unvereinbarkeit mit den Alltagserfahrungen zu sein. Die Unverständlichkeit ist die Botschaft. Deswegen führt die theologische Hilfestellung der Evangelischen Kirche Deutschlands zu diesem Thema eher ins Abseits: ‚Mit ihrer Hilfe‘, schreibt die EKD bezüglich der Jungfrauengeburt, ‚erklären sich Christinnen und Christen, warum Jesus nicht nur ein Mensch, sondern auch wirklich Gottes Sohn war‘. Auf die Idee, man könne sich durch etwas Unverständliches irgendetwas erklären, können echt nur vom Rationalisierungszwang des Protestantismus befallene Theolog*innen kommen, die zu viel Schwarzbrot gegessen haben... Die Katholische Kirche, in der die Marienverehrung eine viel größere Rolle spielt, setzt auf die gegenläufige Strategie: Sie deutet die Erzählungen als Beleg der Rätselhaftigkeit Gottes. ‚Es war passend, Gott hat’s gekonnt, und also hat er es gemacht‘, so lapidar hat schon Pseudo-Anselm im späten Mittelalter die Frage nach dem Vorgang der Jungfrauengeburt als unzugänglich zusammengefasst. Das muss reichen. Das Geheimnis ist per se Geheimnis... Es ist ziemlich deutlich, dass eine solche Verdunkelungsstrategie dem biblischen Text und zumal der Poetik des Lukas viel mehr entspricht als irgendein Erklärbedürfnis. Denn dessen Jesus-Biografie zeichnet sich gerade an dieser Stelle durch eine enge motivische Verflechtung mit etlichen Geburtsszenen der jüdischen Überlieferung aus: Die 34 ersten Verse dieses Evangeliums spielen, teilweise durch wörtliche Zitate, auf beide Bücher der Chronik an, auf Maleachi, auf Genesis, auf Exodus, auf Daniel und selbstredend auf Jesaja. Und geschickt verknüpfen sie die mit den Lehren des Paulus. Ein solches Amalgam soll nicht durchdrungen werden. Das soll überwältigen, Staunen wecken – und geglaubt werden.“