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Glänzen in ihren Rollen: Nadine Quittner und Jan Thümer.
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Das Stück „Die Zehn Gebote“ nach der Filmreihe „Dekalog“ der polnischen Drehbuchautoren Krzysztof Kieslowski und Krzysztof Piesiewicz feierte am Freitag, 15. Dezember, am Wiener Volkstheater Premiere. Regisseur Stephan Kimming und Dramaturg Roland Koberg hatten die zehnteilige polnische Fernsehserie aus dem Jahr 1988 für die Bühne adaptiert.

Zu Beginn der Vorstellung ist ein Reigen von Stimmen und Stimmungen bunten Lebens hinter dem noch geschlossenen Vorhang zu hören. Als sich dieser langsam öffnet, wird ein großer leerer Raum sichtbar, in dem sich nur an den Seiten Stühle befinden. Im Hintergrund steht ein Anhänger mit einer LKW-Kabine. Eine ganz in Weiß gekleidete Frau tritt auf – „Was ist Glück?“, Was ist Liebe?“, „Was ist Moral?“, sind ihre Fragen, die nun von den hereineilenden Darstellerinnen und Darstellern in fließenden Szenenfolgen alltäglicher Lebensbilder aufgenommen werden.

Da ist Ewa, die am Heiligen Abend ihren früheren Geliebten Janusz zu treffen Sucht und ihn um Hilfe bei der Suche nach dem vermeintlich vermissten Mann bittet. Da ist die Geigenspielerin Dorota, die vor der Frage steht, ob sie ihr Kind zur Welt bringen will, dessen Vater nicht ihr Mann ist, der jetzt im Sterben liegt. Da ist das Enkelkind Ania, das nun zwischen seiner Mutter Majka und den Großeltern, die es aufzogen, zum Streitfall wird.

Und da ist der im Waisenhaus aufgewachsene Tomek, der als Milchmann und bei der Post arbeitet und seine attraktive Nachbarin Magda allabendlich mit ihren wechselnden Liebhabern mit seinem Fernrohr beobachtet. „Ich liebe Sie“, gesteht er Magda, und sie stellt ihn schließlich desillusionierend zur Rede. Es sind Lebenserzählungen, die sich im großen Raum der Einsamkeit treffen, in dem Ewa, Anja oder Tomek täglich gefordert wie überfordert sind und verzweifelt nach Entscheidungshilfen und Sinn suchen.

Das Volkstheater Wien bietet mit der innovativen Bühnenbearbeitung der Filmreihe „Dekalog“ einen zeitlosen gesellschaftlichen Rund- und Tiefblick zu grundlegenden existentiellen und moralischen Fragestellungen. Die Inszenierung von Stephan Kimming und Roland Koberg schafft es in fokussierter eindringlicher Erzählfolge wie puristischem Bühnenbild die dichte Atmosphäre der Filmreihe aufzunehmen und auch im Thementransfer selbstbewusste Akzente zu setzen. Das Ensemble lässt das Publikum in höchster Aufmerksamkeit folgen und schließlich langanhaltend applaudieren.