page-header
Anzeige

Ökumenischer Empfang im Erzbischöflichen Palais

Die gemeinsame Sendung der Kirchen in der Welt, die wesentlich bedeutender sei als alle Unterschiede, stand im Mittelpunkt des traditionellen Ökumenischen Empfangs von Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend, 1. Februar, in Wien. „Was uns verbindet und zusammenbringt, ist der eine Name Jesu Christi“, sagte Schönborn. Das müsse etwa auch die Leitlinie für das Reformationsjubiläum 2017 sein. Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres dürfe nicht die Spaltung der Kirchen stehen, sondern deren gemeinsamer Auftrag und das gemeinsame ständige Bemühen um Erneuerung.

Schönborn zeigte sich in seinen Ausführungen sichtlich bewegt über jene Angehörigen der koptischen IS-Opfer, die er im vergangenen Herbst in Ägypten getroffen hat. 20 junge ägyptische Kopten und ein Afrikaner aus Ghana waren wegen ihres christlichen Glaubens im Februar 2015 in Libyen von IS-Terroristen bestialisch ermordet worden. Die Tat wurde über ein Internetvideo bekannt. Schönborn besuchte deren Familienangehörige in der oberägyptischen Stadt Samalut und nahm sich Zeit für die Geschichte jeder einzelnen Familie. Im Anschluss segnete er alle. Schönborn zeigte sich erschüttert über die Bluttat, zugleich aber auch tief bewegt über die Standhaftigkeit der Ermordeten und mit welcher Glaubensstärke die Familienangehörigen ihr Schicksal ertragen. Trotz aller Trauer hätten die Augen der Familienangehörigen „gestrahlt und geleuchtet“, berichtete der Kardinal von der Begegnung.

Reformationsjubiläum stärkt Ökumene

Der lutherische Bischof Michael Bünker griff die Ausführungen Kardinal Schönborns zum Reformationsjubiläum auf und zeigte sich überzeugt, dass die Besinnung auf die Reformation die Ökumene stärken werde. Die Kirchen würden nicht dadurch an Stärke gewinnen, dass sie sich gegeneinander abgrenzen, „sondern durch das Füreinander-da-Sein“, so Bünker wörtlich. Und er betonte: „Vieles unterscheidet uns, trennt uns aber nicht.“

Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld unterstrich in seinen Ausführungen die soziale Verantwortung der Kirchen in der Gesellschaft. Daneben gelte es, sich für den Frieden in der Welt einzusetzen, so Hennefeld, der seit 1. Jänner 2017 auch Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) ist. Ein besonderes Anliegen ist ihm dabei der Einsatz für ein Ende der Gewalt im Heiligen Land. In diesem Sinn sei auch die Beteiligung des ÖRKÖ am „Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel“ (EAPPI) zu sehen. Seit 2010 entsendet der ÖRKÖ Freiwillige, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für eine Deeskalation und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben vor Ort einsetzen. Wie Hennefeld weiter sagte, wolle er als ÖRKÖ-Vorsitzender auch das christlich-jüdische Gespräch forcieren. Die Christen müssten sich stets auf ihre jüdischen Wurzeln besinnen, nicht nur jedes Jahr einmal am „Tag des Judentums“, der am 17. Jänner begangen wird.

Im Rahmen des Empfangs stellte sich auch der neue methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs vor. Gerade für eine in Österreich kleine Kirche wie jene der Methodisten mit rund 1500 Mitgliedern sei die ökumenische Zusammenarbeit besonders wichtig; unter anderem auch im sozialen Bereich. So beteilige sich die methodistische Kirche etwa am Projekt „Wärmestuben“ der Caritas.

Der orthodoxe Theologe Ioan Moga berichtete über die Panorthodoxe Synode im vergangenen Juni auf Kreta und den derzeitigen Stand der Rezeption der Synodenbeschlüsse durch die einzelnen orthodoxen Kirchen. Auf der Synode habe man die rechte Balance zwischen der Bewahrung der Tradition und einem neuen Dialog mit der Moderne gefunden, erklärte Moga.

Die katholische Theologin Regina Augustin und die methodistische Pastorin Esther Handschin stellten das „Ökumenische Forum Christlicher Frauen in Österreich“ vor. Die beiden wurden vor kurzem zu den neuen Nationalkoordinatorinnen gewählt. Das Forum hat zum Ziel, zu Versöhnung und Gerechtigkeit beizutragen, religiöse, kirchliche, politische, wirtschaftliche und soziale Themen und Probleme im Sinne einer ökumenischen Theologie und Spiritualität aus Frauensicht kritisch zu prüfen und innerkirchliche wie öffentliche Meinungsbildung dazu zu fördern.

Die Vertreter der Kirchen gedachten beim Empfang auch des vor kurzem verstorbenen armenisch-apostolischen Alterzbischofs Mesrob Krikorian. Kardinal Schönborn würdigte ihn als einen „Ökumeniker der ersten Stunde“.

Zum Ökumenischen Empfang waren die Spitzenvertreter fast aller in Österreich ansässigen Kirchen gekommen; neben den Referierenden unter anderen auch der koptische Bischof Anba Gabriel, der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic und der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner. Die Politik war durch Außenminister Sebastian Kurz vertreten.