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Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Oldenburg, Jan Janssen, hat nach über neun Jahren seinen Verzicht auf das Bischofsamt erklärt.
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Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Oldenburg, Jan Janssen, hat nach über neun Jahren seinen Verzicht auf das Bischofsamt erklärt. Laut Mitteilung erklärte der 54-Jährige am 22. November seinen Rücktritt, „da er die Verantwortung für die Weiterführung des Amtes nicht mehr tragen zu können glaubt“. Darüber hinaus gebe es keine konkreten inhaltlichen Gründe, sagte der Pressesprecher der oldenburgischen Landeskirche, Dirk-Michael Grötzsch, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Amtsverzicht sei sofort in Kraft getreten; allerdings übe Janssen das Bischofsamt bis zur Neuwahl bei einer Sondersynode Anfang 2018 das Amt vertretungsweise aus. Nach dem Kirchengesetz wird in Oldenburg der Landesbischof auf Lebenszeit gewählt. Janssen gab als Begründung für seinen Amtsverzicht an, dass „von Zeit zu Zeit ein Wechsel zu neuen Kräften und Ideen für unsere Kirche nach vorne weisen“ könne, wie es auch in anderen Landeskirchen vorgesehen sei. Angesichts der „stetigen Erneuerung“ der Kirche äußerte er „die Überlegung, ob ein lebenslanges Amt den Herausforderungen weiterhin angemessen ist und ob ein solches in seiner weitgreifenden Verantwortung und Bürde bis zu Ende ausgefüllt werden kann.“

Janssen wird Pfarrer einer Gemeinde außerhalb des Oldenburger Landes

Nach neun Jahren in kirchenleitender Tätigkeit gehe es ihm „nach sorgfältiger Abwägung um einen Neuanfang im Pfarrdienst, auf Gemeindeebene, in Verkündigung und Seelsorge an der Basis vor Ort“. Er befinde sich in einem Bewerbungsverfahren für eine Pfarrstelle außerhalb des Oldenburger Landes, so Janssen. Bereits am 2. November habe er den Gemeinsamen Kirchenausschuss über seine Überlegungen informiert. Er bat um Verständnis für seine „persönliche Entscheidung zu einem erneuten Dienst im Pfarramt“. Janssen war 2008 zum Bischof der oldenburgischen Landeskirche gewählt worden. Seit 2010 ist er zudem Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Missionswerks (Hamburg). 2002 war er Kirchentagspastor des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Als Gemeindepastor hatte er zuvor in Wiefelstede und Wilhelmshaven gearbeitet.

Bischofskollegen äußern „großen Respekt“ und „Bedauern“

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der hannoversche Landesbischof, Ralf Meister, drückte sein „persönliches Bedauern“ über den Rückzug Janssens aus. Er sei „sehr dankbar für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit ihm. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Christoph Meyns, äußerte „großen Respekt“ für die Entscheidung Janssens. „Er hat in den zehn Jahren seiner Amtszeit dem Protestantismus in Niedersachsen und darüber hinaus Stimme und Gewicht gegeben. Ökumenisch verbindlich und mit evangelischem Profil hat er sich in die Debatten eingebracht, die uns in unserer Zeit bewegen.“ Janssen ist der erste evangelische Bischof in Deutschland, der auf ein auf Lebenszeit verliehenes Amt verzichtet. Kritik an der Ernennung von Bischöfen auf Lebenszeit hatte auch der ehemalige Landesbischof der mecklenburgischen Landeskirche (1971–1984), Heinrich Rathke, geübt. Er hatte sich nach Ablauf einer Amtszeit von zwölf Jahren nicht zur Wiederwahl gestellt und war in ein Gemeindepfarramt zurückgekehrt. Die oldenburgische Landeskirche hat 418.000 Mitglieder in 116 Gemeinden.