page-header
In ganz Deutschland wird heute der Reformation gedacht. Das Bild zeigt das Denkmal des Reformators Martin Luther (1483–1546) in Wittenberg.
Anzeige

Mit Festgottesdiensten in ganz Deutschland hat die evangelische Kirche an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483–1546) nach der Überlieferung seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen und damit die reformatorische Bewegung ausgelöst. Sie mündete in die Gründung der evangelischen Kirche. Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm (München), sagte am Reformationstag in der Nürnberger Lorenzkirche, die Kirche feiere das Reformationsfest 2017 bewusst in einem anderen Geist als in vergangenen Jahrhunderten – „als Christusfest, das unseren Blick jenseits der konfessionellen Grenzen neu auf den einen Herrn unserer Kirche ausrichtet. Wir feiern die Reformation als Weltbürgerin, die Menschen über Kontinente und Konfessionen hinweg nicht spaltet, sondern verbindet.“ Im Jubiläumsjahr habe die Kirche auch die dunklen Seiten in Luthers Denken beim Namen genannt und um Vergebung gebeten – „allem voran seine Hetzreden gegen die Juden“. Reformation 2017 – das heiße auch, „den alten unseligen christlichen Antijudaismus hinter uns zu lassen, der den tödlichen antisemitischen Rassenlehren Nahrung gegeben und soviel Leid angerichtet hat“. Bedford-Strohm rief ferner anlässlich des Jubiläums dazu auf, die Worte der Bibel zu entdecken und sich im Gebet zu öffnen für die Stimme Gottes. Er machte Mut zu einem Neuaufbruch. Es gelte, die Fixierung auf das Defizitäre und die Verlustangst zu überwinden. Dann werden die Christen, so der EKD-Ratsvorsitzende, „wirklich Salz der Erde und Licht der Welt in einem Land sein, das Glaube, Liebe und Hoffnung so dringend braucht“.

Schleswig-Holstein: Katholischer Ministerpräsident feiert mit

Im Festgottesdienst im Schleswiger St. Petri-Dom predigte der Bischof für den Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Gothart Magaard. Nach seinen Worten bedeutet der Geist der Reformation heute, getragen von der Liebe Gottes aufrecht Leben zu können. Die christliche Botschaft sei menschenfreundlich. Deshalb dürfe man die Hoffnung für diese Welt nicht aufgeben. Man feiere das Reformationsjubiläum protestantisch, ökumenisch und weltoffen. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) – ein Katholik – richtete ein Grußwort an die Besucher. Im Blick auf das Verhältnis der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche sagte er: „Uns verbindet so viel mehr, als uns trennt. Daran hat Luther mitgewirkt. Für mich ist diese Seite des Christseins heute das Verbindende zwischen unseren Kirchen geworden.“

Hessen-Nassau: Manche Kirchen überfüllt

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau berichtet von überfüllten Kirchen bei den Gottesdiensten zum Reformationsjubiläum. Manche Gemeinden seien sich vorgekommen, als ob “Weihnachten und Ostern zusammenfällt”, sagte Pressesprecher Volker Rahn (Darmstadt). Mit einem solch hohen Interesse habe kaum einer gerechnet. So habe man an der mit 800 Gästen voll besetzten Katharinenkirche in Frankfurt am Main viele Bürger abweisen müssen. In Mainz hätten Tausende ein Tischmahl in der Tradition Luthers unter freiem Himmel gefeiert. In Darmstadt sei ein ökumenisches Reformationsfest, für das Einlasskarten ausgegeben wurden, seit Wochen ausgebucht gewesen.