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In vielen Kirchen sind die Predigten von „Denglisch” und gendergerechter Sprache durchzogen. Davon ist die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ überzeugt.
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Die deutsche Sprache ist von „Denglisch und Genderei“ bedroht. Statt gegenzusteuern, mischen die Kirchen dabei kräftig mit. Davon ist die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ (Erlangen) überzeugt. Sie hat deswegen sieben Thesen zur Kirchensprache veröffentlicht. Anlass ist das Reformationsjubiläum. Die vor 500 Jahren verfassten 95 Thesen Martin Luthers (1483–1546) gelten als Auslöser der Reformation. Wie das Blatt in der ersten These schreibt, vertreibt der Zeitgeist den Heiligen Geist. Gemeinden böten etwa „After-Work- “ oder „GoSpecial-Gottesdienste“ an. Kirchendenglisch sei eine Huldigung an die Mode: „Die sprachliche Verflachung der Kirchensprache steht der Glaubenstiefe entgegen.“ Laut der zweiten These machen „die Zeitgeistlichen“ die Kirche lächerlich. Kirchenfunktionäre sprächen von „Pfarrer*innen“, Spendenden und Mitarbeitenden. Im Programm des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2015 sei inmitten der „politisch korrekten Doppelnennungen“ versehentlich von den „Saalmikrofoninnen und -mikrofonen“ die Rede gewesen: „Wer sich in den Fallstricken vermeintlich gerechter Sprache verheddert, wird zum Gespött und nicht mehr ernstgenommen.“

Aus dem 6. Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ wird „Verletze keine Lebenspartnerschaft!“

In der dritten These beklagt die Zeitung, dass politische Korrektheit wichtiger als die sprachliche und biblische genommen werde. Die Kirche folge dem Gender-Mainstreaming-Programm der Bundesregierung. Die EKD gebe etwa „Tipps für eine geschlechtergerechte Sprache“. In der „Bibel in gerechter Sprache“ werde es auf die Spitze getrieben. Dort lautet das 6. Gebot („Du sollst nicht ehebrechen“, 5. Mose 5,18): „Verletze keine Lebenspartnerschaft!“

Biedert sich die Kirche den Jugendlichen an?

In der vierten These vertritt die „Deutsche Sprachwelt“, die Auffassung, dass sich „die Zeitgeistlichen“ der Jugend anbiedern, etwa wenn ein Jugendgottesdienst zur „Praytime“ werde oder man eine Jungschar „Lutherkids“ nenne. In der fünften These kritisiert das Blatt, dass gewachsene Sprachtraditionen zerstört würden. Als Beispiel nennt die Zeitung das zum Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai erschienene Liederbuch „freiTöne“. Es enthält neben den traditionellen Texten „Alternativen in gerechter Sprache“. So wird vorgeschlagen, statt „Lobet den Herren“ doch „Lobet die Ew’ge“ zu singen.

Das Kirchenvolk wird ausgegrenzt

In der folgenden These heißt es, dass der Einheitssprache ein babylonischer Turm gebaut werde. Was früher Latein bewirkt habe, passiere heute mit Englisch. Mit einer Fremdsprache als Einheitskirchensprache werde das Kirchenvolk ausgegrenzt. Laut der siebten These werden durch Denglisch „hässliche, unbrauchbare und unverständliche Wörter“ geschaffen: „Sie bereichern nicht die deutsche Sprache, sondern lassen sie verarmen.“Beispiele seien „Praystations“, „Godspots“ oder „der/die Unterzeichner_in“. Die Zeitung kommt zu dem Schluss, dass eine Reformation der Kirche ohne eine Reformation der Sprache kaum möglich gewesen wäre. Luther habe dafür gekämpft, Gottesdienste und Predigten auf Deutsch und damit in einer verständlichen Sprache zu halten. Er habe gefordert, dem Volk „aufs Maul“ zu schauen, so das Blatt: „Wir fordern daher die Kirchen dazu auf, ihre Sprache gründlich zu überdenken!“