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Manche verzichten auf Süßes und Alkohol, andere verzichten auf Fleisch.
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Evangelische Bischöfe und Kirchenpräsidenten werden während der bevorstehenden Fastenzeit am ehesten auf Alkohol und Süßigkeiten verzichten. Das hat eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea unter den 20 evangelischen Landeskirchen sowie unter freikirchlichen Leitern ergeben. Mit der 40-tägigen Passionszeit von Aschermittwoch (14. Februar) bis Karsamstag (31. März) beginnt die Vorbereitung auf das Osterfest. Ganz oben auf der Verzichtsliste der Kirchenleiter stehen Alkohol und Süßigkeiten. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, will nicht nur auf Alkohol verzichten, sondern sich auch beim Essen einschränken. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, möchte mit seinem Verzicht auf Fleisch und alkoholische Getränke ein Zeichen setzen für das Tierwohl und auf die Gefahren übermäßigen Alkoholkonsums hinweisen. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), will neben Alkohol auch nichts Süßes konsumieren. Ihm gleichtun wird es der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends (Detmold). Stattdessen möchte er sich bewusst Zeit nehmen, um „zweckfrei eine Reise durch die biblische Überlieferung zu unternehmen“. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig (Dessau), wird Süßigkeiten Fasten. Das sei eine gute Übung für den Geist und gesund für den Körper. Liebig: „Die spirituelle Dimension des Verzichtes auf bestimmte Nahrungs- oder andere Genussmittel hat sich mir allerdings noch nicht erschlossen.“ Auch der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July (Stuttgart), möchte Süßem entsagen. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), hat vor, auf Fleisch zu verzichten. Das sei einerseits gesund, andererseits ein Beitrag zu einer gerechteren Welt.

Vom Autofasten bis zum Verzicht auf Streit

Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, will in diesem Jahr „Klimafasten“: „Es eröffnet mir die Möglichkeit, mein Konsumverhalten und meine Bequemlichkeit auf den Prüfstand zu stellen und mich mit meiner Verantwortung für die Schöpfung auseinanderzusetzen.“ Auch der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Gerhard Ulrich (Schwerin), wird sich an der Aktion „Klimafasten“ beteiligen: „Dabei will ich zum Beispiel auch auf eine möglichst klimaschonende Termin- und Reiseplanung achten. Ich bin überzeugt: Nur gemeinsam können wir den Klimawandel und seine Folgen mindern; dazu gehören auch die vielen kleinen Schritte im Alltag.“ Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad (Speyer), wird sein privates Auto so oft wie möglich stehen lassen, um damit einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher (Leer), möchte während der Fastenzeit ein „menschliches Maß“ dort einüben, wo er etwas im Übermaß betreibe. Dazu gehöre beispielsweise auch die Nutzung von Internet und Mobiltelefon. Der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Harald Rückert (Frankfurt am Main), will zurück zu einem ausgeglichenen Lebensrhythmus. Der sei bei ihm nach seiner Wahl ins Bischofsamt vor knapp einem Jahr durcheinandergeraten: „Diese Entbehrungen tun mir nicht gut.“ Er wolle die Fastenzeit nutzen, um beispielsweise Sport oder das Saxofonspielen wieder stärker in seinen Alltag zu integrieren. Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener (Kassel), hat vor, auf Streit zu verzichten: „Schon seit einiger Zeit reagiere ich auf aus meiner Sicht ungerechtfertigte direkte oder indirekte Angriffe nicht mehr.“ Er mache gute Erfahrungen damit und spreche lieber ein Gebet für die Betreffenden. Zudem wolle er seine Facebook-Nutzung während der Fastenzeit einschränken.

Einige Kirchenleiter verzichten auf das Fasten

Einige Kirchenleiter verzichten aber auch aufs Fasten, etwa der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung (Darmstadt), der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel), der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski (Düsseldorf), sowie der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Christoph Stiba (Wustermark bei Berlin). „Im religiösen Kontext dient das Fasten der Umkehr, der Reinigung der Seele und auch der Konzentration auf das Wesentliche“, sagte Stiba idea. Allerdings führe bei ihm persönlich der bewusste Verzicht auf Alkohol oder Fernsehen nicht zu dieser Haltung: „Dafür brauche ich – über die tägliche Stille Zeit hinaus – intensive Zeiten von Ruhe und Konzentration, die für mich wegen der Termindichte in der Passionszeit nicht realisierbar sind.“ Andere Kirchenleiter wollten sich nicht äußern, da das Fasten für sie in den Bereich des Privaten gehöre.